Zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals folgten viele Besucher der Einladung in die Kirche.

Pfarrer Borrmann hielt einen kleinen Gottesdienst. Das Wittstock Flexemble begleitete die Veranstaltung musikalisch. Herr Dr. Ihde berichtete über interessante Funde, die während der umfangreichen Bauarbeiten an der Ortsdurchfahrt im vergangenen Jahr ans Tageslicht kamen.

 

Ein Auszug aus dem Bericht der Fa. Dr. Th. Urban & Partner, Denkmaldokumentation und Archäologie aus Birkenwerder
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Wernikow wird im Jahr 1324 als "Wernekowe" erstmals urkundlich erwähnt; 1417 lautete die Namensform Wernekow. Es handelt sich um ein Angerdorf mit Kirche. Von 1417 bis 1571 war der Ort im Besitz der Havelberger Bischöfe; anschließend gehörte er zum kurfürstlichen / königlichen Amt Wittstock (bis 1872). Seit 2003 ist Wernikow ein Teil der Gemeinde Heiligengrabe.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts (1417, 1418, 1419, 1424 und 1436) hatte Wernikow unter häufigen Angriffen mecklenburgischer Raubritter zu leiden; dabei wurden u.a. Bauern gefangengenommen sowie umfangreiche Viehbestände (Ochsen, Kühe und Pferde) und Kleidung geraubt. Für 1488 ist Lehnsbesitz des Wittstocker Bürgers Hans Meier über vier Freihufen belegt. 1574 war der Dorfschulze im Besitz der Freihufen; im Ort lebten zu diesem Zeitpunkt u.a. 14 Zweihüfner , 6 Kossäten und 5 Hausleute. 1652, vermutlich als Auswirkung des 30jährigen Krieges, hatte Wernikow insgesamt nur 25 Bewohner. Allmählich stieg die Einwohnerzahl, so dass sich 1719 u.a. 16 Hüfner, 4 Kätner und 2 Hirten im Ort befanden. Im Jahr 1800 betrug die Einwohnerzahl 263; 1845 brannte das Dorf zu großen Teilen nieder. Bereits ein Jahr später verfügte Wernikow über 57 Wohnhäuser aus massiv ausgefachtem Fachwerk.
Wirtschaftliche Grundlage des Dorfes war der Ackerbau; für 1686 werden außerdem geringe Weide und Viehzucht sowie "notdürftig Brennholz" erwähnt. Mast und Fischerei wurden zu diesem Zeitpunkt nicht betrieben. Bereits 1804 erfolgten die Ablösung der Dienste und Abgaben durch Freikauf der Bauern, was für einen gewissen Wohlstand spricht. 1852 werden als Nebenbeschäftigung zum Anbau der "rohen Naturprodukte" Torfabbau und -verkauf, Vieh- und Geflügel- sowie etwas Bienenzucht erwähnt.
Die älteste genaue kartographische Darstellung von Wernikow befindet sich auf dem Urmesstischblatt 1312 Freyenstein von 1825. Wichtigstes Baudenkmal ist die im Zentrum des Ortes befindliche rechteckige Feldsteinkirche aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts mit halbrunder Apsis und im Jahr 1890 neu errichtetem Turm; das Patrozinium entsprach der Grundherrschaft. Bereits zum Zeitpunkt der Ersterwähnung besaß Wernikow einen eigenen Pfarrer; 1581 ist ein mit zwei Hufen ausgestatteter Pfarrhof belegt. Bei den Raubritterüberfällen im frühen 15. Jahrhundert wurden teilweise auch die Kirche und ein auf dem Kirchhof befindlicher "Spitzer" verbrannt bzw. beraubt1.V
Vom 24.04.-17.07.2015 führte die Fa. Urban und Partner baubegleitende archäologische Untersuchungen in Wernikow, Ortsteil von Heiligengrabe, Kreis Ostprignitz-Ruppin durch. Anlaß war die grundhafte Erneuerung der Dorfstraße / K 6824 inklusive Leitungsverlegungen etc.
Insgesamt wurden 411 Befundnummern vergeben. Es handelte sich ganz überwiegend um Gruben, Pfostenlöcher, wenige Feuerstellen und zwei (?) Tierbestattungen wohl der späten Bronze- bis vorrömischen Eisenzeit. Zeitgleiche Kulturschichten blieben nur selten erhalten. Slawische Befunde und Funde waren nicht vorhanden. In das späte Mittelalter gehören neben einigen Kulturschichten auch ein fast völlig zersetzter Bohlenweg und mehrere Gruben, darunter möglicherweise drei Brunnen mit Resten der verstürzten Wandung. Westlich der heutigen Ortslage scheinen sich Wölbäcker befunden zu haben. In die Neuzeit datieren v.a. Straßenaufschüttungen sowie Pflaster- und Bohlenwegreste, außerdem eine Tierbestattung.
Das angesichts von Dauer und Ausmaß der Untersuchungen nicht allzu zahlreiche Fundmaterial besteht nahezu ausschließlich aus Keramik der Vorgeschichte, des späten Mittelalters und der Neuzeit.
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Spuren aus vergangenen Zeiten für die jetzigen Wernikower eine aufschlussreicher Vortrag. Ein herzliches Dankeschön dafür an Herrn Dr. Ihde.

 Kaffeetafel im Hof der Alten Schule in Wernikow

Im Anschluss gab es den selbstgebackenen Kuchen unserer Landfrauen. Bei Kaffee und Kuchen konnte man noch ins Gespräch kommen und den schönen Nachmittag ausklingen lassen.

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