Unsere Kirche
... der ältesten Feldsteinkirche der historischen Prignitz.
Die Dorfkirche von Wernikow wurde zwischen 1245 und 1253 im ehemaligen Bistum Havelberg als zweigliedriger Feldsteinbau mit eingezogener Apsis im Osten gebaut und geweiht.
Sie ist die bisher älteste Feldsteinkirche der historischen Prignitz.
Sie wurde teilweise mit der Zwickeltechnik der Feldsteinbaukunst ausgeführt. Aus der Bauzeit der Kirche stammt das leicht gedrückte, spitzbogige und zweigestufte Eingangsportal auf der Südseite. Das Kirchenschiff wurde ursprünglich durch schmale gedrückte spitzbogige Lanzettfenster belichtet. Im Ostgiebel, links neben der Apsis, befindet sich die letzte, heute noch vollständig erhaltene bauzeitliche zugesetzte Fensteröffnung.
Im Jahre 1377 erhielt die Apsis ein neues Dachwerk. Nachweislich wurde die Kirche 1419 von Raubrittern heimgesucht und dabei erheblich zerstört. Wernikow wurde 1418, 1419, 1420, 1424 und 1436 von Mecklenburgischen Raubrittern überfallen. Die Grenzlage des Dorfes und eine gewisse Wohlhabenheit hatten wohl noch 3 weitere Male die Gier der nördlichen Nachbarn geweckt.
Das Dachwerk über dem Kirchenschiff von Wernikow wurde nach dendrochronologischer Untersuchung mit geschlagenen und bearbeiteten Eichen- und Kiefernhölzern von 1522 im Jahre 1523 neu errichtet. Die hier vorhandene frühe Kombination von Eichen- und Kiefernholz in der Dachkonstruktion ist dabei für das ausgehende Spätmittelalter eines der ersten Beispiele und damit neuartig im ländlichen Dorfkirchenbau der Prignitz in dieser Zeit.
Anfang des 17. Jahrhunderts erfolgte eine umfassende Innraumneufassung und Neuausgestaltung der Dorfkirche in Wernikow. Inschriftlich und dendrochronologisch lässt sich diese Bauphase im inneren des Bauwerks mit einer neuen Kanzel aus dem Jahr 1608, neuem Kirchengestühl (datiert kurz nach 1604) belegen. Eine hölzerne Taufe um 1600 ergänzte die neue Innenraumausstattung. Diese lagerte stark beschädigt jahrzehntelang auf dem Boden des Westturms und konnte dank der Bemühungen von Thekla und Hans-Heinrich Grünhagen restauriert, und zum Osterfest 2015 feierlich eingeweiht werden. Eine Fußbodenerneuerung erfolgte im Jahre 1608.
Das dreistufige barocke Altarretabel (Altaraufsatz) wurde 1722 gefertigt und aufgestellt. Den Altar zieren gedrehte Säulen, geschnitzte Elemente und zwei Bilder - das untere mit dem Abendmahl, das obere von der Kreuzigung Jesu. In diesem Zuge wurden vermutlich die Apsisfenster zugesetzt. 1746 erhält die Kirche einen hölzernen Glockenturm.
1823 erfolgte der Einbau einer hufeisenförmigen Emporenanlage. Zu dieser Zeit wurden dann auch die bauzeitlichen schmalen gedrückten spitzbogigen Lanzettfenster zu breiten Rundbogenfenstern umgebaut.
In den Unterlagen des Landeshauptarchivs in Potsdam findet man zum 13. Mai 1848 einen gehorsamsten Bericht "wegen einer alhier entstandenen Feuersbrunst" an diesem Tage "in dem Hause des ehemaligen Lehnschulzen... nahe bei der Kirche ereignete sich ein betrüblicher Vorfall, wodurch auch der im Jahre 1746 erbaute und mit Schindeln gedeckte Thurm vom Feuer ergriffen wurde und bis auf den Glockenstuhl gänzlich abgebrannt ist." Und weiter: "Durch die thätige Hülfe der benachbarten Ortschaften ist dem Feuer glücklicherweise Einhalt getan und so auch die Kirche aus der Gefahr des Verbrennens gerettet wurden." Nach diesem Schreiben des Kirchenvorstehers folgten Brief um Brief - zumeist von der Gemeinde Wernikow an die königliche Regierung Potsdam mit dem Ersuchen um den Wiederaufbau des Turms. Manche Formulierungen in den Briefen verwundern den Leser heutzutage sehr. Der Generalsuperintendent Hoffmann notierte nach einer Generalkirchen- und Schulvisitation im Jahr 1861 sogar: "Die kleine, alte häßliche Kirche zu Wernikow hat keinen Thurm." Das hatte sogar ernsthafte Konsequenzen, denn das Geläut aus dem notdürftig zusammengezimmerten Glockenstuhl war nicht mehr im ganzen Dorf zu hören. Kinder kamen zu spät zur Schule, die Arbeiter auf dem Feld hörten das Mittagsgeläut nicht mehr und wenn man die Sturmglocke nicht mehr hören konnte, war sogar Gefahr im Verzug. Unterstützung fand die Gemeinde später sowohl beim Superintendent Geißler als auch beim Landrat von Geaevenitz. 1862 gab es sogar eine Unterschriftensammlung, die von 41 Wernikowern unterzeichnet wurde. Immer wieder wurde das Begehren ad acta gelegt - bis 1890 (nach 42 Jahren) endlich der Neubau des Turms gestattet wurde. Er erhielt vier eigene Außenwände und wurde mit einem Durchgang in die Kirche versehen.
Eine neue Orgel wurde1902 eingeweiht. Die Orgel - ein Instrument des Orgelbaumeisters Hollenbach aus Neuruppin.
Ab 1917 läutete nur noch die kleine Glocke, da die große Glocke im Ersten Weltkrieg für die Waffenherstellung geopfert wurde.
Dazu ein Auszug aus der Schulchronik... "... von dem bedeutungsvollen Jahr 1917. Unserer Kirchengemeinde bleibt es deshalb in noch ganz besonderer Erinnerung, weil zum ersten Mal nur eine einzige Glocke, die kleine, das Weihnachtsfest einläutete. Im Sommer schon, im Juni ist die große Glocke mit in den Kampf für das Vaterland gezogen. Der Mangel an Metall für die großen Mengen von Munition, die unser Heer täglich braucht, machte dieses schwere Opfer notwendig. Die ganze Gemeinde sah schweren Herzens die treue Freundin scheiden, die seit dem Jahre 1784 mit stummem und doch beredtem Munde Freud und Leid der Dorfbewohner in ihre tiefen, vollen Töne faßte. Zum letzten Mal noch läutete sie am Sonntag nach Schluß des Gottesdienstes, in welchem Hr. P. Sengebusch die Kirchgänger auf die Bedeutung dieses Tages aufmerksam gemacht hatte. Am Montag darauf wurde sie aus der Turmluke auf den Rasen vor der Kirchtür gestürzt und lag dort bis zu dem Tage, wo Herr Ferdinand Parchen sie mit seinem Fuhrwerk nach Wittstock beförderte. Wer in jenen 6 Tagen an der Glocke vorüberging, und das rechte Gehöhr besaß, der vernahm auch hier unten noch ihr Klingen. Der hörte sie sagen von den langen Zeiten, die sie durchlebt - der große König, den sie in ihrer Jugend Tagen zu Grabe läutete, Preußens unglückliche Zeit, die gewiß so manches Mal ihr Metall zur Klage gestimmt hatte, aber auch das Morgenrot der Freiheitskriege - des alten Kaisers ehrwürdige Gestalt und seine Siege über die Franzosen - der Anfang des Weltkrieges, die Tage hehrer Begeisterung im August 1914 - das alles ward lebendig wenn man sinnend an dem toten Metall vorüberging. Als die Glocke das Dorf verließ, läutete die einsam gewordene Gefährtin ihr den Scheidegruß nach, sie so gewissermaßen weihend zum heiligen Kampf. Mit der Glocke zugleich wanderten auch die Zinnpfeifen unserer Orgel in die Schmelze, in den Krieg. Wir aber haben am Schluß des Jahres 1917 nur den einen Wunsch, daß unser Gott uns einen Frieden bescheren wolle, der aller Opfer wert sei. Er wird es tun, wenn wir seine Wege gehen."
1921 erhielt die Kirche zwei neue Glocken. Die "Kleine", bis dahin verbliebene Glocke, wurde dafür in Zahlung gegeben.
Das Tor aus Granitblöcken vor dem Eingang der Kirche wurde 1932 als Ehrenmal für Kriegsopfer eingeweiht.
Die wohl im 18. Jh. zugesetzte südliche Fensteröffnung der Apsis erhielt Mitte des 20. Jh. ein sechsteiliges und rundbogenförmiges Einfachfenster aus Kiefernholz.
Größere Baumaßnahmen erfolgten noch einmal in den 1970-ger Jahren. Die Dachneueindeckung des Kirchenschiffes mit Betondachziegeln und der Abnahme des baufälligen Kirchturmhelmes, der durch ein kleines flaches Zeltdach ersetzt wurde.