Die Schulchronik wurde freundlicherweise von Familie Beyer aus der Sütterlinschrift übersetzt.
"Ich habe versucht alle Aufzeichnungen der Schulgeschichte in Bezug auf Grammatik und Rechtschreibung möglichst originalgetreu abzuschreiben." D. Beyer
Schulgeschichte Wernikow
Vor 1880
Die Gründung der Schule ist nicht zu ermitteln. Sie ist höchstwahrscheinlich vor dem 30 jährigen Kriege schon entstanden. Vor dem 30 jährigen Kriege wohnte der Pastor in Wulfersdorf, und Wernikow war Filiale und der Küster zu Wulfersdorf war verpflichtet, die Kirchengeschäfte auch für Wernikow zu besorgen. Nach dem 30 jährigen Kriege siedelte der Pastor nach Wernikow über und von dieser Zeit wird Wernikow als Mutterkirche und Wulfersdorf als Filiale angesehen. Doch wurde beschlossen, daß der Lehrer und Küster in Wulfersdorf die Kirchengeschäfte für beide Kirchen beibehalte. Nach dem Tode des damaligen Lehrers übernahm auch der Lehrer in Wernikow die Küstergeschäfte für seine Gemeinde. Er bekam dafür von jedem Bauernhof 8 Metzen und von jedem Kossätenhof (Kleinbauernhof) 2 Metzen Roggen. An Accidenzen (unregelmäßige Einnahmen) bekam er: Für jede Trauung 2 Ggr. (25 Pf), für Einführung der Wöchnerin 2 Ggr. (25 Pf), für den ersten Abendmahlsgang der Kinder 4 Ggr. (0,50 M), für Taufe und Leiche, nichts, für jede Ausrichtung, in welche der Küster nicht gegenwärtig war 2 Ggr. (25 Pf).
Als Lehrer erhielt er von jedem Kinde wöchentlich 5 Pf, aber von solchen, die das Schreiben erlernten 10 Pf. Dagegen war ihm aber von Einem Königlichen Konsistorium freigegeben, sein Handwerk, wenn er ein solches hatte, allein d.h. ohne Gesellen, in seinem Dorfe zu betreiben. Auch mußte er das Betglockstoßen am Mittag um 12 Uhr besorgen, dafür erhielt er von jedem Bauerhofe einen Hahn. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts hat der Pastor dies übernommen und erhält auch den Hahn, aber nicht mehr in natura, sondern in Geldbetrag. Bei der Regulierung der Stelle (1871) erhält der Lehrer bar 786 M, 99 M aus Ackernutzung, 9,- M ist ihm die Nutzung des alten Kirchhofs und 6 M Accidenzen veranschlagt. An Accidenzen ist er berechtigt; a für Taufe und Trauen a 75 Pf u. b für Leiche 3 Ggr. = 38 Pf zu verlangen.
1880
Am 27. August d.J. revidierte der Superintendent Beckmann und am 13. September Herr Regierungsrat Menges die Schule. Die Zahl der Schüler betrug in diesem Jahr im Durchschnitt ..... ? (Eintrag endet)
1881
Die Königliche Regierung zu Potsdam schenkte in diesem Jahre der Schule an Lehrmittel: 1. Ein Metermaß. 2. Einen Zirkel mit Holzschenkel.
3. Ein Alphabet auf Pappe geklebt. 4. Zwei colorierte Wandtafeln für den ersten naturkundlichen Unterricht von Schreiber in Eßlingen.
1883
Die Schule feierte am 10. November d.J. den vierhundertjährigen Geburtstag Dr. Martin Luthers. Diese Feier vollzog sich in folgender Weise: Im festlich geschmücktem Zuge begaben sich die Schulkinder an der Seite des Herrn Predigers und des Lehrers zur Kirche und nahmen in den Bänken rechts und links vor dem Altar Platz. Dann stimmten sie das Danklied, "Danket dem Herrn" an. Hierauf hielt der Lehrer eine Ansprache; nach dieser sang der Schulchor 3 Verse von dem Lied: "Ein feste Burg ist unser Gott."
Am folgenden Tage, am 11. Nov. begaben sich sämtliche Kinder um 7 1/2 Uhr zum liturgischen Abendgottesdienst. Der 12. Nov. war ein Sonntag. Nach Beendigung des Gottesdienstes begab sich die sehr zahlreich versammelte Gemeinde mit Einschluß sämtlicher Schulkinder auf den alten Kirchhof und pflanzten, bevor der Prediger Herr Stoephasius eine kleine Ansprache über die Bedeutung des Baumes gehalten hatte, unter den Klängen des Liedes "Nun danket alle Gott" die Lutherbuche, wobei der Büdner Ferd. Scheel und der Bauer und der Kirchenrat Johann Gericke hülfreich Hand ans Werk legten.
Seine Majestät der Kaiser Wilhelm I. schenkte allen ev. Schulen seines Landes auch unserer Schule zum Andenken an diese Feier ein Lutherbild, welches an der östlichen Wand über dem Lehrtisch angehängt wurde.
1884
Im Herbste 1884 besuchte und revidierte der Herr Seminardirektor Friese von Neu Ruppin die hiesige Schule.
1886
Der 2. Januar 1886, der Tag des 25 jährigen Regierungsjubiläums Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm I. wurde wegen der Weihnachtsferien in unserer Schule am 4. Januar des Jahres festlich begangen. Eingeleitet wurde das Fest durch den Choral: "Lobe den Herrn". Dann hielt der Lehrer Mildebrath eine Ansprache über den Text: Befiehl dem Herrn deine Wege et.: Redner wies nach, daß Kaiser Wilhelm I. seine Wege in allen Lagen seines Lebens Gott befohlen habe und daß dieser Gott ihn wunderbarlich und herrlich beschützt habe. Einige patriotische Lieder schlossen das herrliche Fest. Anfangs April d.J. revidierte Herr Regierungs- und Schulrat Trinius aus Potsdam die Schule.
1887
Aus Anlaß des 90 jährigen Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm I. fand am 22. März 1887 eine besonders erhabene Schulfeier statt.
1888
Am 9. März 1888 verschied sanft Sr. Majestät Kaiser Wilhelm I. Aus Anlaß seines Todes fand an seinem Geburtstage, dem 22. März eine Gedächtnisfeier in der Schule statt.
Aufgenommen wurden in diesem Jahre 6 Kinder. Es verließen die Schule 2 Kinder.
Am 30. Juni d.J. wurde aus Anlaß des Todes Sr. Majestät Kaiser Friedrich III. in der Schule eine Trauer- und Gedächtnisfeier begangen. Alle Schüler hatten Trauerkleidung angelegt. Auch Herr Prediger Stoephasius war bei der Feier anwesend. Nach dem Gesang des Chorals: "Jesus meine Zuversicht" und nach einem kurzen Gebete hielt der Lehrer Mildebrath die Gedächtnisrede. Die beiden letzten Verse aus dem Liede: "O Haupt voll Blut und Wunden", "Wenn ich einmal soll scheiden" und "Erscheine mir zum Schilde" schlossen die ernste Feier.
1889
Am 27. Januar feierte die Schule den 1. Geburtstag Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II. Da die Jugendjahre desselben den Kindern noch wenig bekannt waren, so hatte der Lehrer seinem Festvortrage folgende Disposition gegeben:
1. Kaiser Wilhelm II. als Kind,
2. Kaiser Wilhelm II. als Jüngling
3. Kaiser Wilhelm II. als Familien- und Landesvater
Gemäß der Verfügung Einer Königlichen Regierung wurden die Kinder an den Geburts- und Sterbetagen Kaiser Wilhelms I. und Friedrich III. in der 1. Stunde des Unterrichts mit der Bedeutung des Tages in würdiger Weise bekannt gemacht.
Ostern dieses Jahres wurden in die hiesige Schule aufgenommen 5 Kinder. Im Laufe des Sommers traten noch 2 hinzu. Es verließen die Schule: 5 Kinder.
Das Einkommen der hiesigen Küster- und Lehrerstelle ist nach Verfügung Einer Königlichen Regierung zu Potsdam vom 16. Februar 1889 folgendermaßen festgesetzt worden
1. Landbetrag 85,00 M
2. Roggen 12,63 M
3. Zinsen 47,40 M
4. Accidentien 6,00 M
5. Gemeindezulage 135,00 M
6. Staatsbeitrag 400,00 M
7. Aus der Kirchenkasse 24,00 M
8. Staatsbeihülfe 196,00 M
9. Jagdpachtanteil 0,30 M
zusammen 906,33 M
Hiervon kommen in Abzug:
1. Rente 5,20 M
2. Grabenreinigungskosten 0,95 M
6,15 M
bleiben rund900 M
Nach einer späteren Verfügung beträgt der Staatsbeitrag nicht 400, sondern 500 M, so daß die Gemeinde nur jährlich 35 M zum Lehrergehalt beizutragen hat.
Am 10. Oktober d.J. fand unter Vorsitz des Oberhofpredigers und Generalsuperintendenten Dr. Kögel eine Kirchen- und Schulvisitation statt.
Am 12. November revidierte Herr Superintendent die Schule. Sah aber von einer Prüfung der Religion, wegen voraufgegangener General- Visitation, ab.
1890
Im Sommer dieses Jahres erhielt die Wernikower Kirche einen neuen Thurm, welcher von den Bauunternehmern Hartmann und Drescher fertiggestellt wurde. Erstere vollführte die Maurer-, letztere die Holzarbeiten. Gedeckt ist der Thurm vom Dachdeckermeister Königsmann in Wittstock. Eine Uhr hat der Thurm nicht erhalten. Die Mittel zum Bau sind aufgebracht von der Gemeinde: 1500 M außer Hand- und Spanndiensten.
2. hat der Havelberger Kirchenfonds der Gemeinde eine Beisteuer von 8500 M bewilligt. Das übrige ist von Einer Königlichen Regierung zu Potsdam, als Patron der Kirche, gewährt worden. Die Weihe des Thurmes vollzog der Superintendent Herr Beckmann aus Christdorf am 16. November 1890.
1894
Im Jahre 1894 herrschte im hiesigen Orte die Diphtheritis. Ihr fielen 12 Kinder und eine 52 jährige Frau zum Opfer. Die Schule war vom 20. Februar bis 4. Juni geschlossen.
1896
Am 1. Oktober d.J. trat der Herr Pfarrer Stoephasius, welcher 43 Jahre die hiesige Pfarre innegehabt hatte, in den Ruhestand. Sein Nachfolger war Herr Pfarrer Sengebusch, welcher am 11. Oktober durch den Herrn Superintendenten und Kreisschulinspektor Kanitz aus Wittstock in sein Amt eingeführt wurde. Als Assistenzgeistliche fungierten die Herrn Pastoren: Kobow - Dossow, Schreib - Kolrep und Diakouns Thiedke - Wittstock.
1897
Die 100 jährige Wiederkehr des Geburtstages Seiner Majestät Kaiser Wilhelm I. wurde, wie im ganzen deutschen Reiche, so auch in unserm stillen Orte unter reger Teilnahme aller Ortsbewohner gefeiert. Die Feier war eine dreitägige. Am 21. März, einem Sonntage, war Festgottesdienst, wozu sich die Schule und der hiesige Kriegerverein in geordnetem Zuge zur Kirche begaben. Auch die meisten Mitglieder des Männergesangvereins hatten sich dort eingefunden. Herr Pfarrer Sengebusch hielt die Festpredigt über 1. Timoth. 6,6.
Am 22. März abends 1/2 8 Uhr versammelte sich die Gemeinde auf dem Voigt´schen Berge hinter dem Pfarrgarten, wo ein Freudenfeuer abgebrannt wurde. Hieran schloß sich ein Familienabend im Peters´schen Gasthause; in welchem Vorträge aus dem Leben Kaiser Wilhelm I. mit patriotischen Liedern und Declamationen der Kinder abwechselten. Auch führten die Schüler ein kleines Theaterstück auf.
Am 23. März gaben die Mitglieder des Kriegervereins und des Gesangvereins am Abend eine Theatervorstellung, woran sich ein Ball anschloß, der sich über die Mitternacht hinzog.
Infolge des Gesetzes vom 3. März 1897 ist das Einkommen der hiesigen vereinigten Lehrer- und Küsterstelle vom 1. April ab neben freier Wohnung im Mietswerte von 90 M und freier Feuerung zum eigenen Bedarf des Lehrers im Werte von 89,82 M jährlich auf 960 M Grundgehalt festgesetzt.
Es setzt sich aus folgenden Teilen zusammen:
1. Landbetrag 85,00 M
2. Roggen 12,63 M
3. Zinsen 45,66 M
4. Accidentien 10,71 M
5. Staatsbeitrag 535,00 M
6. Gemeindezulage 271,00 M
In Summa:960 M
Die Alterszulage ist auf 100 M festgesetzt.
1898
Am 9. November 1898 besuchte der Kreisschulinspector Herr Superintendent Kanitz aus Wittstock die hiesige Schule. Die Schülerzahl betrug in diesem Jahre im Durchschnitt 52. Es wurden Ostern d.J. 4 confirmiert und 11 aufgenommen, so daß die jetzige Zahl 59 beträgt.
1899
Ostern d.J. wurden 4 Kinder konfirmiert und 8 neu aufgenommen. Die Schülerzahl betrug im Sommerhalbjahr 58 und im Winterhalbjahr 52, im Durchschnitt also 55 Schüler.
Am 15. November revidierte der Kreisschulinspektor Herr Superintendent Kanitz aus Wittstock die hiesige Schule.
Der Schulvorstand kaufte für die Schule 9 Tafeln der Miekley u. Sühring´schen Wandtafeln.
1900
Am Sylvesterabend versammelten sich die Mitglieder des hiesigen Krieger- und Gesangvereins im Stiebelschen Gasthause. Lehrer Mildebrath wies in einem längeren Vortrage an der Hand der Geschichte nach, wie Gott dem deutschen Volke und dessen frommen Fürsten in dem verflossenen Jahrhundert besonders gnädig gewesen sei. Das Lob- und Danklied: "Nun danket alle Gott" endete die Feier. Nachts 12 Uhr wurde durch dreipulsiges Läuten der Kirchenglocken das alte Jahrhundert verabschiedet und das neue begrüßt.
Am 7. November besuchte Herr Kreisschulinspektor und Superintendent Kanitz aus Wittstock die hiesige Schule.
Die Durchschnittszahl der Schüler betrug 55.
1901
1991 betrug die Durchschnittszahl der Schüler 57.
Am 22. August revidierte der Kreisschulinspektor Herr Superintendent Kanitz die Schule.
1902
In diesem Jahre erhielt unsere Kirche eine neue Orgel. Dieselbe ist vom Orgelbauer Hollenback aus Neu-Ruppin erbaut worden. Am 4. Adventssonntage wurde sie dem gottesdienstlichen Gebrauch übergeben. Die Orgel kostet 1400 M. 400 M hat die hiesige Kirchengemeinde durch Umlage aufgebracht und 1000 M sind der Gemeinde vom Ämterkirchenfonds geschenkt worden.
1903
Am 1. Oktober d.J. ist ein Lehrerwechsel eingetreten. Herr Lehrer Mildebrath, der 25 Jahre treu und redlich die hiesige Schule verwaltet hat, ist nach Schmolde verzogen. Sein Nachfolger wurde Lehrer Paul Krüger, der am 12. Oktober durch den Ortsschulinspektor Herrn Pastor Sengebusch in sein Amt eingeführt wurde.
September und Oktober hindurch herrschte unter den Kindern hiesiger Schule die Maserkrankheit, von der mehr oder weniger fast alle Kinder befallen wurden. Infolgedessen sind mancherlei Unregelmäßigkeiten im Schulbesuche und in den Fortschritten entstanden.
Am 16. Oktober revidierte der Königliche Kreisschulinspektor Herr Superintendent Kanitz die hiesige Schule.
1904
Ostern d.J. wurden 5 Kinder confirmiert, 3 Knaben und 2 Mädchen. Neu aufgenommen wurden 11 Kinder, 7 Knaben u. 4 Mädchen.
Am 26. Oktober d.J. revidierte der Königliche Kreisschulinspektor Herr Superintendent Kanitz aus Wittstock die hiesige Schule.
1905
Vom 10. Dezember 1904 bis zum 6. Februar 1905 war Lehrer Krüger wegen Krankheit in seine Heimat beurlaubt. Die Schule wurde während dieser Zeit durch Vertretung verwaltet.
Vom 3. bis 18. März 1905 war Lehrer Krüger wegen Krankheit abermals beurlaubt.
Ostern dieses Jahres wurden 7 Kinder confirmiert, 4 Knaben und 3 Mädchen. Neu aufgenommen wurden 5 Kinder: 2 Knaben und 3 Mädchen.
Am 9. Mai d.J. feierte die Schule den 100. Todestag unseres großen Dichters Schiller. Nachdem die Kinder Vers 1 u. 4 des Liedes: "Lobe den Herrn den mächtigen König...." gesungen hatten, hielt der Lehrer eine Ansprache, in der er auf Schillers Bedeutung für die Jugend hauptsächlich sein Augenmerk richtete. Er betrachtete nacheinander:
1. wie Schillers Leben und Persönlichkeit für die Jugend von vorbildlicher Bedeutung sind.
2. welchen hohen Wert seine Dichtungen für die Jugend haben.
Bei Punkt 2 deklamierten einige Schulkinder die gelernten Schillerschen Gedichte. Dazu sangen die Kinder: "Mit dem Pfeil....". Mit dem Liederverse: "Lob´, Ehr und Preis...." schloß die Feier.
Am 31. August d.J. revidierte der Königliche Kreisschulinspektor Herr Superintendent Kanitz aus Wittstock die hiesige Schule.
1906
Am 27. Februar feierte die Schule den Tag der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares. Um 9 Uhr versammelten sich sämtliche Kinder in festlichem Gewande in der Klasse. Mit dem Gesang des Chorals: "Lobe den Herren...." wurde die Feier eröffnet. Darauf hielt der Lehrer eine Ansprache, in der er besonders das vorbildliche, echt-christliche und echt-deutsche Eheleben des kaiserlichen Jubelpaares hervorhob. Besonders wies er auch auf die echt-deutsche, christliche Erziehung der kaiserlichen Kinder hin, die den Stolz unseres Herrscherhauses bilden, und dessen 2. Sohn am heutigen Tage in den Stand der heiligen Ehe eintritt. Nach der Ansprache wurden vaterländische Lieder gesungen und gelernte Gedichte von den Kindern deklamiert.
Mit dem Liede: "Vater kröne du mit Segen...." endete die Feier.
Ostern dieses Jahres wurden 5 Kinder confirmiert, 2 Knaben und 3 Mädchen. Neu aufgenommen wurden 12 Kinder, 6 Knaben und 6 Mädchen.
1907
Am 23. Januar d.J. besuchte der stellvertretende Königliche Kreisschuldirektor Herr Archidiakonus Schneider aus Wittstock die hiesige Schule.
Ostern dieses Jahres wurden 6 Kinder confirmiert, 1 Knabe und 5 Mädchen. Neu aufgenommen wurden 5 Kinder, 3 Knaben und 2 Mädchen.
Vom 1. April 1906 an ist das Grundgehalt der hiesigen Küster- Schulstelle um 200 M, also von (900+150) 1050 M auf 1250, und die Alterszulagen von 100 auf 120 M erhöht worden.
Am 27. August d.J. revidierte der Königliche Kreisschulinspektor Herr Superintendent Schroeter aus Wittstock die hiesige Schule.
1908
Ostern dieses Jahres wurden 9 Kinder confirmiert, 3 Knaben und 6 Mädchen. Aufgenommen wurden 4 Knaben.
1909
Im Winter dieses Jahres litt der Schulbesuch sehr unter mancherlei Halskrankheiten der Kinder und auch vereinzelt auftretenden Scharlach. Zeitweilig fehlten 18 - 20 Kinder.
Am 12. März revidierte der Königliche Kreisschulinspektor Herr Superintendent Schröter aus Wittstock die hiesige Schule.
Ostern d.J. wurden 4 Kinder confirmiert, 2 Knaben und 2 Mädchen. Aufgenommen wurden 1 Knabe und 8 Mädchen, also 9 Kinder. Die Zahl der Schulkinder beträgt jetzt 55.
Am 29. November besuchte der Königliche Kreisschulinspektor Herr Superintendent Schröter aus Wittstock die hiesige Schule.
Nachtrag: Am 26. Mai d.J. ist das von der gesamten Lehrerschaft Preußens langersehnte neue Lehrerbesoldungsgesetz zustande gekommen. Danach beträgt das Grundgehalt der hiesigen Lehrerstelle 1400 M. Die Alterszulagen betragen 2x200, 2x250 u. 5x200= 1900 M. Das Küstereieinkommen ist vom Gemeindekirchenrat unter Zustimmung des Konfistoriums auf 250 M erhöht worden. Das Grundgehalt der vereinigten Küsterschulstelle beträgt mithin 1.650 M, das Endgehalt 3.550 M.
1910
Ostern d.J. wurden 6 Kinder confirmiert, 4 Knaben und 2 Mädchen. Neu aufgenommen wurden gleichfalls 6 Kinder, 4 Knaben und 2 Mädchen. Die Schülerzahl beträgt jetzt 51.
Am 30 Juni d.J. fand eine Besichtigung der Schule durch den Kreisarzt Herrn Dr. Wilhelm aus Kyritz statt. Von den 51 Kindern der Schule waren 15 mit körperlichen Gebrechen behaftet, nach Aussage des Arztes ein günstiges Verhältnis.
Am 13. Juli fand eine Schulfeier zum Gedächtnis des (fünfhundertjährigen)1) Todestages der unvergeßlichen Königin Luise statt. In würdiger Weise wurden die Kinder mit der Bedeutung dieses Tages bekannt gemacht und ihnen ein Bild von dem Leben, Dulden und Sterben der lieblichen Königin und edlen Dulderin entrollt. Mit Gebet und Gesang schloß die ernste Feier. Der Unterricht fiel aus. Die Feier fand deshalb schon am 13. Juli statt, weil mit diesem Tage bereits die Ernteferien begannen.
Am 20. September d.J. revidierte der Königliche Kreisschulinspektor Herr Superintendent Schroeter aus Wittstock die hiesige Schule.
1) Jahreszahl im Original falsch, muß 150 heißen !
1911
Zu Ostern d.J. wurden 6 Kinder confirmiert, 3 Knaben und 3 Mädchen. Aufgenommen wurden 4 Kinder, 3 Knaben und 1 Mädchen. Die Schülerzahl betrug im Laufe d.J. 47. Im Frühjahre unternahm die Schule in Gemeinschaft mit anderen Schulen der Nachbarschaft einen Ausflug in die Ruppiner Schweiz, der in schönster Weise verlief und bei allen Teilnehmern recht günstige Eindrücke hinterließ.
1912
Am 15.Januar wurden die neuen Bänke in der Klasse aufgestellt und der Fußboden mit einem Stauböl gestrichen. Am 19. des M. revidierte der Kgl. Kreissch. aus Wittstock die hiesige Schule. Mit der Geburtstagsfeier unseres Kaisers verband sich diesmal die Feier des 200 jährigen Geburtstages Friedrich des Großen.
Zu Ostern d.J. wurden 10 konfirmiert, 4 Mädchen und 6 Knaben. Aufgenommen wurden 8 Kinder, 4 M u. 4 Knaben.
Währen der Zeit zwischen Sommer- und Herbstferien war der Lehrer Kikillus wegen Krankheit beurlaubt. Die Schule wurde durch Vertretung verwaltet, indem an drei Tagen in der Woche Unterricht erteilt wurde.
1913
Zu Ostern d.J. wurden 4 Knaben und 3 Mädchen konfirmiert. Neu aufgenommen wurden 2 Knaben und ein Mädchen.
1914 / 15
Nachträglich ist zu erwähnen, daß bis zum Ausbruch des Weltkrieges der Lehrer Kronberg die hiesige Lehrerstelle innehatte. Dieser trat in den ersten Augusttagen als Kriegsfreiwilliger in das Heer ein und wurde hier mit dem 31. September entlassen. Im August und September wurde nur an drei Tagen in der Woche vertretungsweise unterrichtet. - Mit dem 1.Oktober wurde dem Lehrer Trouillier vom Oranienburger Seminar durch Verfügung der Königlichen Regierung die hiesige Lehrerstelle übertragen.
Zu Ostern 1915 wurden 1 Knabe und zwei Mädchen konfirmiert. Neu aufgenommen wurden 4 Knaben und 2 Mädchen.
1916 / 17
Nachdem im Juli d.J. 1915 Herr Lehrer Trouillier zum Heeresdienst einberufen war, wurde der Unterricht bis zum 15. Juni 1916 an drei Tagen der Woche von den Lehrern der umliegenden Dörfer: Biesen, Wulfersdorf, Eichenfelde und Heinrichsdorf erteilt.
Am 15. Juni übernahm laut Verfügung der Kgl. Regierung die Lehrerin Frl. Anna Rindfleisch den Unterricht und trat zugleich in das Amt des Organisten Küsters ein. Die Schule umfaßte vom genannten Tage 41 Kinder; zu Ostern waren 5 Kinder confirmiert, 3 Knaben und 2 Mädchen. Die Zahl der Neuaufgenommenen betrug 6, 4 Knaben und 2 Mädchen.
Die Schule feierte am 8. Dezember 1916 den Einzug der Deutschen in Bukarest, laut Verfügung des Kgl. Landratsamtes war dieser Tag schulfrei. Die Schüler beteiligten sich während der Sommermonate eifrig am Sammeln von Obstkernen zur Ölgewinnung, wie am Sammeln von Brennesseln zur Fasergewinnung. Von letzteren konnte ca. 1/2 Ctr. getrocknet an das Kgl. Landratsamt abgeliefert werden.
1917
Diese außerordentliche Zeit nach Neujahr 1917, die zusammen mit den Kriegsverhältnissen für viele Schulen in Stadt und Land die Veranlassung zu Kälteferien bildeten, hat unsere Schule gut überstanden. Wir brauchten nicht ein einziges Mal die Schule wegen Mangels an Heizmaterial zu schließen und konnten den Winter zu fleißiger Arbeit benutzen, die nach langer Zeit unregelmäßigen Unterrichts doppelt not tat.
Die mit fortschreitender Kriegsdauer immer wichtiger werdende Ernährungsfrage wurde auch im Schulunterricht immer wieder behandelt und am 19. März reiste die Lehrerin zu weiterer Aufklärung auf diesem Gebiet nach Pritzwalk, um einen Vortrag des Herrn Schulrats Hoppe über dieses Thema zu hören.
Mit beginnendem Sommer rückten auch in unseren Schulen die Großstadtkinder ein. Man hatte im ganzen Lande den Beschluß gefaßt, der Not der Großstädte durch tatkräftige Hilfe so viel wie möglich abzuhelfen. Naturgemäß mußten und müssen die Kinder, deren Körper im Wachs-tum begriffen ist, am meisten unter unzulänglicher Ernährung leiden und es lag die Gefahr nahe ein unterernährtes Geschlecht in den Städten heranwachsen zu sehen. Daher beschloß man einmütig, so viel wie möglich die Kinder der Großstädte und den Industriebezirken auf dem Lande aufzunehmen. Dieser Beschluß wurde sowohl für höhere Schulen als auch für Volksschulen durchgeführt. In unserem Dorfe nahm sich die "Frauenhilfe" unter Leitung von Herrn und Frau Pastor Sengebusch der Sache an und verschaffte 6 Gemeindeschulkindern aus Berlin Aufnahme in den Familien. Außerdem wurden einige Kinder von ihren Eltern direkt aufs Land gebracht, um den Sommer über als Hütekinder od. dgl. dort Dienst zu tun und schließlich brachte die Not der Zeit auch die eigentliche Erscheinung hervor, daß Knaben auf eigene Hand zu "Hamsterfahrten" die Dörfer aufsuchten und bei dieser Gelegenheit baten, ob man sie nicht länger dortbehalten wolle.
Man hat im allgemeinen auch hier in Wernikow die Aufnahme der Großstadtkinder nicht bedauert. Sie zeigten sich hilfsbereit und auch zu der Landarbeit nicht ungeschickt. Die Pflegeeltern freuten sich, ihre Schutzbefohlenen bei der guten ländlichen Kost zusehends aufblühen zu sehen. Als der Sommer vorüber war, haben die meisten mit schwerem Herzen Abschied genommen, andere nahmen mit herzlicher Freude das Anerbieten an auch für den Winter in der neugewonnenen ländlichen Heimat bleiben zu dürfen. In der Schule zeigten sich die Berliner Kinder durchaus nicht immer den ländlichen Gefährten überlegen, besonders was den Memorierstoff anbetrifft.
An der Brennesselsammlung haben sich unsere Kinder in diesem Sommer leider nicht beteiligt. Der Grund ist wohl darin zu suchen, daß mit dem immer zahlreicher werdenden Ausscheiden der männlichen Arbeitskräfte gerade hier in unsern kleinen Landwirtschaften die kindliche Arbeitskraft mehr denn je ausgenutzt werden mußte.
Jedoch haben die Schulkinder in sehr erfreulicher Weise bei der 6. u. 7. Kriegsanleihe mitgeholfen. Zu der 6. Kriegsanleihe im April brachte unsere Schule 2.600 M, zur 7. im Oktober 4500 M auf.
Die Tätigkeit unsere tapferen Truppen haben wir auch im Unterricht nach besten Kräften verfolgt. Am 5. September feierten wir mit dem ganzen Volk die Einnahme der alten Deutschen Stadt Riga durch unser Heer.
Am 22. Oktober begingen wir den Geburtstag S. M. der Kaiserin und das Gelingen der 7. Kriegsanleihe durch einen schulfreien Tag.
Am 31. Oktober feierten wir mit der ganzen evangelischen Christenheit das 400 jährige Gedenkfest der Reformation. Wie schon im Unterricht vor u. nachher auf die Bedeutung dessen, was Luther uns gegeben, hingewiesen wurde, so diente die Schulfeier am 31. Oktober noch weiter dazu, die Gestalt des "Deutschesten aller Deutschen" - wie unser erhabener Kaiser den großen Reformator genannt - den Kindern auch menschlich nahe zu bringen, indem sie von seinem Familienleben hörten. Es wurde auch jedem Schulkind ein Lutherbüchlein zur Erinnerung an diese Feier und zur weiteren Vertiefung in Leben und Werk des großen Reformators überreicht. Nach der Schulfeier fand ein gemeinsamer Kirchgang der Schulkinder statt.
Am 2. November durften wir mit frohem Herzen den Sieg unserer Truppen am Tagliamento und ihr Eindringen in Italien feiern.
Am 14. November beteiligten sich die Schulen mit einigen kleinen Vorträgen von Gedichten und Gesängen an dem Luther - Familienabend, den Herr Pastor Sengebusch im Saal des Herrn Gastwirts Göske veranstaltet hatte und zu dem fast das ganze Dorf versammelt war.
Im Dezember richteten sich unsere Blicke mehr und mehr nach dem Osten. Jetzt schien es Wahrheit werden zu sollen, was mancher schon seit Beginn des Umsturzes in Rußland - also seit bald Jahresfrist - gehofft: Die Revolution in Rußland wird uns den Frieden bringen!
Nachdem der Zar entthront und nach Sibirien verbannt, der Emporkömmling Kerenski nach kurzer Herrschaft gestürzt war, lag die Regierung nun in den Händen der Maximalisten. Ihr Führer Lenin und Trotzki bekundeten - dem Mißfallen der Entente zum Trotz - ganz deutlich Friedensabsichten. Deutschland und seinen Verbündeten wurde ein Waffenstillstand angeboten, der auch alsbald in die Wirklichkeit trat, und die Waffenstillstandsverhandlungen gingen in Friedensverhandlungen über.
Die Weihnachtszeit 1917 fand in der polnischen Stadt Brest - Litowsk Bevollmächtigter der kriegführenden Mächte - mit Ausnahme der Entente - versammelt, die die Friedensbedingungen beraten sollten. Aber das Jahr 1917 ist zu Ende gegangen, ohne daß diese Verhandlungen zu einem Abschluß geführt hätten. Wohl atmen wir auf in dem Gedanken, daß im Osten einstweilen keine Kämpfe wüten und daß unsere Brüder, die dort unter Waffen stehen, Ruhe haben nach endlosen Kampfeszeiten, während andere frei geworden sind, um den mit erneuter Kraft im Westen geführten Kämpfen der Engländer und Franzosen zu begegnen.
Aber der Gedanke, ob und wie der Frieden sich gestalten mag, bedrückt doch alle Herzen. Alle Gutgesinnten sehen darum dem Frieden mit besonderem Bangen entgegen, weil die Partei derer, die für einen Verzichtfrieden - einen Frieden um jeden Preis, selbst unter Drangaben der mit Deutschem Blut erkauften Gebieten: Belgien, Kurland, Livland - stimmen leider viel zu mächtig geworden ist im deutschen Vaterland. Die neu entstandene, aus der Not der Zeit geborene deutsche Vaterlandspartei suchte nach Kräften solchen schädlichen Einflüssen zu steuern. Wir hoffen, daß es ihr gelingt und wir vertrauen unserem Gott, daß Er das deutsche Volk den rechten Weg führen wird, daß Er der uns einen Hindenburg gab, um des Reiches Schirmer nach außen zu sein, auch innerlich packe, gute Kräfte lebendig machen wird, die unser Volk davor bewahren sich auf falsche Wege leiten zu lassen.
So nahmen wir getrost und freudig Abschied von dem bedeutungsvollen Jahr 1917. Unserer Kirchengemeinde bleibt es deshalb in noch ganz besonderer Erinnerung, weil zum ersten Mal nur eine einzige Glocke, die kleine, das Weihnachtsfest einläutete. Im Sommer schon, im Juni ist die große Glocke mit in den Kampf für das Vaterland gezogen. Der Mangel an Metall für die großen Mengen von Munition, die unser Heer täglich braucht, machte dieses schwere Opfer notwendig. Die ganze Gemeinde sah schweren Herzens die treue Freundin scheiden, die seit dem Jahre 1784 mit stummem und doch beredtem Munde Freud und Leid der Dorfbewohner in ihre tiefen, vollen Töne faßte. Zum letzten Mal noch läutete sie am Sonntag nach Schluß des Gottesdienstes, in welchem Hr. P. Sengebusch die Kirchgänger auf die Bedeutung dieses Tages aufmerksam gemacht hatte.
Am Montag darauf wurde sie aus der Turmluke auf den Rasen vor der Kirchtür gestürzt und lag dort bis zu dem Tage, wo Herr Ferdinand Parchen sie mit seinem Fuhrwerk nach Wittstock beförderte. Wer in jenen 6 Tagen an der Glocke vorüberging, und das rechte Gehöhr besaß, der vernahm auch hier unten noch ihr Klingen.
Der hörte sie sagen von den langen Zeiten, die sie durchlebt - der große König, den sie in ihrer Jugend Tagen zu Grabe läutete, Preußens unglückliche Zeit, die gewiß so manches Mal ihr Metall zur Klage gestimmt hatte, aber auch das Morgenrot der Freiheitskriege - des alten Kaisers ehrwürdige Gestalt und seine Siege über die Franzosen - der Anfang des Weltkrieges, die Tage hehrer Begeisterung im August 1914 - das alles ward lebendig wenn man sinnend an dem toten Metall vorüberging.
Als die Glocke das Dorf verließ, läutete die einsam gewordene Gefährtin ihr den Scheidegruß nach, sie so gewissermaßen weihend zum heiligen Kampf. Mit der Glocke zugleich wanderten auch die Zinnpfeifen unserer Orgel in die Schmelze, in den Krieg.
Wir aber haben am Schluß des Jahres 1917 nur den einen Wunsch, daß unser Gott uns einen Frieden bescheren wolle, der aller Opfer wert sei. Er wird es tun, wenn wir seine Wege gehen.
1918
Es war für jedes vaterländisch empfindende Herz ein großer Schmerz zu sehen, wie im Januar 1918 im ganzen Lande und vornehmlich in der Hauptstadt Bestrebungen sich geltend machten, die man nur auf den unheilvollen Einfluß der Maulwurfsarbeit der Entente einerseits und der Fernwirkung der russischen Revolution andrerseits zurückführen konnte. Während draußen das tapfere Heer noch immer in Not und Tod aushielt, fing die Heimat an zu versagen. In den großen Städten hauptsächlich aber in Berlin setzten Ausstandsbewegungen ein, die gerade in den Tagen um Kaisers Geburtstag herum die Hauptstadt in große Unruhe versetzten. So war es denn wirklich gelungen den Geist der Internationale in unsere Munitionsfabriken hineinzutragen. "Wenn wir keine Granaten mehr drehen, dann muß Frieden werden". Das war der Gedanke, der sich dank der guten Vorarbeit, der Sozialdemokratie in den Köpfen der Leute festgesetzt hatte, ohne daß sie sich überlegten, ob denn jeder Frieden auch wirklich glückbringend sein müsse.
Vorläufig gelang es aber noch den festen Maßnahmen der militärischen Befehlshaber, wie z. B. des Generalleutnant Gröner in Berlin, die Ordnung wieder herzustellen, indem sie die Munitionsfabriken unter militärische Bewachung stellten, so die Arbeitswilligen schützten und die Unruhstifter an die Front beförderten. Sie sollten dort selbst am eigenen Leibe erfahren, was unsere kämpfenden Brüder für gewaltige Arbeit zu unserm Besten getan und man hoffte, sie würden einsehen lernen, daß ohne die kämpfende Mauer da draußen unser Vaterland dem Verderben preisgegeben sei, daß es darum höchste Pflicht jedes Menschen in der Heimat und jedes Munitionsarbeiters insbesondere sei, dem Heer mit Wort und Tat den Rücken zu stärken.
So waren es ganz besonders ernste Eindrücke, unter denen wir diesmal Kaisers Geburtstag feierten.
Äußerlich hatten wir in der Schule zu Wernikow uns bemüht die Feier diesmal besonders festlich zu gestalten, indem am 1. Februar ein Festabend im Saal des Hr. Göske veranstaltet wurde.
Herr P. Ungnad von der Himmelfahrtskirche in Berlin, der lange Zeit als Divisionspfarrer in West u. Ost an der Front gestanden hatte, kam dazu her, um uns von seinen Erlebnissen zu erzählen. Das waren bewegende Bilder, die uns da gezeichnet wurden. Hauptsächlich aus der großen Durchbruchsschlacht von Gorliu - Tamow (2. Mai 1916) in Galizien. Wir feierten mit dem Redner noch einmal im Geist die heilige Stunde, wo - während das beginnende Trommelfeuer die Schlacht einleitete - er bei aufgehender Sonne sich mit dem katholischen Amtsbruder im heißem Gebet vereinigte für das Wohl der ihnen anvertrauten, jetzt in den Kampf rückenden Soldaten wie für das Wohl des geliebten Vaterlandes überhaupt.
Wir standen mit ihnen im Geist um die Weihnachtszeit an der Rava Ruska, wo in später Nacht die Weihnachtskerzen ihm den Weg wiesen die die Kameraden auf den Gräbern der tags zuvor Gefallenen entzündeten. Wir hörten mit Bewunderung von dem, was deutscher Fleiß auch in den besetzten Gebieten geleistet, indem z. B. in großen Betrieben das Holz des Urwaldes von Bielostock zu allerhand nützlichen Dingen verarbeitet wird. Die Schulkinder umrahmten diesen schönen fesselnden Vortrag mit allerlei Gesang - u. deklamatorischen Vorträgen die große Freude erregten ebenso wie der Aufzug unserer kleinsten Jungen, die in militärischem Schmuck unter dem Gesang des Liedes "Sind wir auch nur kleine deutsche, aber deutsche sind wir doch" vorüberzogen.
Der Abend war von vielen Leuten aus Wernikow und Biesen besucht und alle erklärten, daß sie noch lange des schönen Festes gedenken würden.
Am Vormittag desselben Tages hatte der neue Kreisschulinspektor Herr P. Riegel aus Wittstock die Schule revidiert.
Am 9. Februar kam dann nach langen und zum Teil sehr unerquicklichen Verhandlungen in Brest - Litowsk der 1. Friede zustande u. zwar der Friede zwischen den Mittelmächten und der Ukraine. Die Ukraine hatte sich kurz vorher von Rußland losgesagt und zur selbständigen Republik erklärt. Die Ukraine mit der Hauptstadt Kiew war schon im 11. Jahrhundert ein selbständiges Reich gewesen, das dann unter litauische und später unter polnische Herrschaft kam bis es im 17. Jahrhundert mit Rußland vereinigt wurde. Aber immer war in der innersten Seele des Volkes das Bewußtsein eines gesonderten nationalen Empfindens lebendig geblieben, das nun bei diesen Umwälzungen im russischen Reiche mit großer Kraft sich Bahn brach und zur Loslösung führte.
Dieser Friedensschluß wurde in Deutschland schon darum mit großer Freude begrüßt, weil die Ukraine ein wirtschaftlich sehr reiches Land ist und man sich Verminderung unserer Lebensmittelknappheit durch die reichen Getreidevorräte der Ukraine versprach.
Nach weiteren Verhandlungen in Brest - Litowsk bei denen der deutsche General Hoffmann allein ein kräftiges deutsches Wort redete, kam dann endlich auch am 3. März der Friede mit der Republik Rußland zustande. Dort lag jetzt die Macht in den Händen der Bolschewisten (d. h. Mehrheitsleute), deren Führer Trotzki (eigentlich ein deutscher Jude mit Namen Bronstein) und Lenin sich zwar von der Unterzeichnung des Friedens fernhielten, ihn aber doch nicht verhindern konnten. Einige Tage später folgte dann der Friede mit Rumänien.
So waren dann nun mit einmal die Truppen frei geworden, die bisher die Ostfront beschützt hatten und man sah mit frohen Hoffnungen in die Zukunft in dem Gedanken, daß nun unsere ganze Truppenmacht auf die Westfront geworfen werden könnte.
Am 21. März begann die große Schlacht im Westen. Auf 80 km Breite griffen unsere Truppen die englischen Stellungen an, zwischen Arras und La Fere und drangen in unermüdlichem Kampf 60 km nach Westen vor, bis zum 4. April. Dann trat eine Kampfpause von einigen Tagen ein bis am 9. der siegreiche Vorstoß bei Armentieres erfolgte. Da schlugen die Herzen wieder höher im deutschen Volk, ein Stück der Begeisterung von 1914 wachte wieder auf und man begann zu hoffen, daß es der Feldherrenkunst eines Hindenburg gelingen würde in absehbarer Zeit einen Keil zwischen die englische und französische Armee zu treiben und die Verbindung von Paris nach dem Kanal zu durchschneiden.
Unterdessen hatten die deutschen Ostseeprovinzen Kurland und Livland ihre Selbständigkeit erklärt und sich zugleich unter den Schutz des deutschen Reiches gestellt. Das, was die deutschen dort jahrhundertelang erstrebt und ersehnt, schien nun Wahrheit geworden: Das deutsche Wesen ward frei von der Slawischen Fessel und durfte hoffen im Anschluß an ein starkes deutsches Mutterland neu aufzublühen und zu erstarken.
Auch Finnland arbeitete mächtig an seiner Selbständigmachung und erbat dazu den Beistand deutscher Truppen, der ihm auch gewährt wurde, da es für uns von höchster Wichtigkeit sein mußte jeden Versuch Englands, sich dort festzusetzen, um die Ostsee und damit auch unsere Küsten zu beherrschen, zu unterbinden.
Im April versuchte die englische Flotte den Stützpunkt der deutschen U - Boote an der flandrischen Küste - Zeebrugge - aufzuheben, sie wurde aber in tapferem Kampf abgewiesen.
Im April stürmten unsere Truppen den Kemmel, einen Berg in Flandern, der zwar nur 160 m hoch ist, aber von größter Bedeutung, wie er die ganze Gegend von Ypern bis zum Meer beherrscht und weil die Engländer u. Franzosen ihn zu einer vorzüglichen Festung ausgebaut hatten.
Um dieselbe Zeit verloren wir im Westen unseren tapferen Kampfflieger Freiherr v. Richthofen, der 80 Flugzeuge abgeschossen hatte und beim Kampf um das 81. fiel.
Im Mai kam der 3. Frieden, der mit Rumänien zustande. In welchem Deutschland zwar kein Land gewann, sich aber Getreide- und Petroleumlieferungen ausbedang. Man hoffte, daß damit der Lebensmittelnot wie dem im Winter besonders so fühlbaren Mangel an Beleuchtung wenigstens in etwas abgeholfen werden würde.
Im Juni begannen unsere Truppen die nun durch die Hinzuziehung aller der Kräfte verstärkt wurden, die man im Osten nicht mehr brauchte - einer neuen Offensive im Westen, die uns einen großen Raumgewinn an der Marne und Oise brachten. Hindenburgs Bestreben ging augenscheinlich dahin, einen Keil zwischen die englische und französische Armee zu treiben und wenn möglich die Verbindung zwischen Paris und dem Meer abzuschneiden.
Zugleich setzte die Fernbeschießung von Paris aus einem weittragenden Geschütz ein, dessen Standort den Feinden unbekannt blieb. In der feindlichen Hauptstadt wurde dadurch große Unruhe hervorgerufen. Auch im Juli drangen unsere Truppen immer weiter nach Westen vor bis plötzlich im August ein Stillstand eintrat, der gewiß auf die inzwischen immer zahlreicher gewordene amerikanische Verstärkung zurückzuführen war. Alle Wachsamkeit unserer U - Boote, die selbst an der amerikanischen Küste auftauchten, hatte eben doch nicht verhindern können, daß die Amerikaner große gut disziplinierte und völlig frische Truppenmengen nach Frankreich hinüberschafften. So wurde aus dem Stillstand ein Rückschritt, und Hindenburg begann seine Truppen zurückzunehmen. Noch hoffte man im deutschen Vaterlande, daß unser Heer danach seine Stellung behaupten würde. Diese Hoffnung wäre sicher nicht fehlgeschlagen, wenn nicht das Heimatheer versagt hätte. Aber in der Heimat, im Herzen des Landes sah es übel aus. Immer mehr war durch heimliche Umtriebe des Entente, von denen wir heute noch nicht den kleinsten Teil übersehen können, das Feuer der Unzufriedenheit im deutschen Volk geschürt. Im Volk an sich boten die großen Ernährungsschwierigkeiten und die damit zusammenhängenden leider oft sehr unpraktischen und falschen Maßnahmen an der Regierung leider genug Handhaben.
(Folgender weiterer Text der Lehrerin Rindfleisch wurde von dem 1918 aus dem Felde zurückgekehrten Nachfolger "Lehrer Lusansky" kritisiert und ergänzt:)
Im Heer gab es unter den neuen Offizieren - das alte hochgeachtete Offizierskorps war ja zum größten Teil nicht mehr da und hatte seine Treue gegen das Vaterland mit dem Tod besiegelt - leider Leute genug, die nur die Rechte nicht aber die Pflichten des Offiziers kannten und durch ungerechte Behandlung ihrer Leute viel Haß säeten.
(Ergänzung des Lehrers Lusansky:)
Es ist zwar nicht meines Amtes, an dem von meiner Vorgängerin hier Niedergeschriebenen Kritik zu üben. Aber als Feldzugteilnehmer darf ich mir doch wohl zu diesen irreführenden Auslassungen einige Worte ge- statten. Es wird darin der Teil der Offiziere schwer beschuldigt, die´s erst im Kriege geworden sind, die sogenannten "neuen" Offiziere. Man sollte doch nicht derartige schwere Beschuldigungen erheben, wenn man in der Sache gar keine Erfahrungen und Belege beibringen kann u. vielleicht nur einseitig dargestelltes gehört hat. Man soll sich bei Beurteilungen auf das beschränken, was man positiv weiß. Wenn ich in gleich fahrlässiger Weise schreiben wollte, könnte ich dasselbe von den Offizieren des aktiven Standes schreiben. Ich weiß aber aus Erfahrung, daß solche angeführten Verfehlungen sowohl Reserve- als auch aktiven Offizieren nachzuweisen sind. Darum handelt es sich aber gar nicht so sehr.
Will man den Grund zur Unzufriedenheit im Heere suchen, so suche man ihn nicht bei den einzelnen Partnern, es liegt im System.
(Ende der Ergänzung)
In der Industrie traten immer mehr Existenzen zu Tage, die es verstanden, den Krieg zu einem glänzenden Geschäft zu machen. Auch sonst wuchs die Zahl der Kriegswucherer in schrecklichem Maß. Das alles gab günstigen Boden für die Saat der Sozialdemokratie. Die Regierung hatte nicht mehr die Kraft das Staatsschiff von dem Kurs nach links abzuhalten. Noch hoffte man, daß ein Kompromiß möglich sei. Die alten Minister gingen, Männer des Volkes wie Giesberts (Zentrum), Erzberger (Zentrum) Bauer u. Scheidemann (Sozialdemokratie) bildeten mit dem neuen Reichskanzler Prinz Max von Baden, der als volksfreundlich bekannt war, das neue Kabinett. Aber zugleich wuchs immer mehr der Unwillen gegen das Kaisertum nicht nur, sondern gegen die Person des Kaisers selbst. Man legte dem Kaiser nahe abzudanken, er wollte es nicht, weil er es für seine Pflicht hielt, in dieser schlimmen Krisis auf seinem Posten zu stehen. So spitzten sich die Dinge mit erschütternder Schnelligkeit zu, der Stein war ins Rollen gekommen und ließ sich nicht halten.
Am 9. November des Jahres 1918 drang auch in unser stilles Dorf die Kunde "der Kaiser hat abgedankt". Man fühlte eine gewaltige Welle ungeheurem Geschehens über die Welt, über unser Land gehen und hielt den Atem an, um erschrocken zu lauschen:
Eine Nachricht folgte der andern:
In Berlin ist es zu Kämpfen gekommen, die "Sozialdemokraten haben die Herrschaft an sich gebracht, das Heer ist voller Aufruhr, die Offiziere werden beschimpft, ihrer Abzeichen und Waffen beraubt, der Brand hat bei der Marine in Kiel angefangen, da haben sie zuerst gemeutert, Arbeiter - u. Soldatenräte haben sich nach russischem Muster gebildet" - so schwirrten die Nachrichten durcheinander, die man teils von Mund zu Mund hörte, denn der Telegrafen- und Eisenbahnverkehr war für Tage unterbunden, auch gab es keine Zeitungen.
Als die Zeitungen erschienen, las man, daß leider alles wahr gewesen: Der Kaiser war zur Abdankung und zur Flucht nach Holland gezwungen. Die Regierung war in den Händen von Ebert und Scheidemann. Deutschland war am 9. November Republik geworden.
Zwei Tage später kam der Waffenstillstand mit der Entente zustande unter so schmachvoll erniedrigenden Bedingungen für Deutschland, daß jeder Vaterlandsfreund fühlte, wie sich eine Bergeslast uns auf die Seele legte.
Unser starkes stolzes Heer, das in keiner Schlacht entscheidend besiegt worden war, das immer noch weit drin stand in Feindesland und das vorne an der Front in seinen guten u. treuen Elementen die Revolution verwarf - unser deutsches Heer mußte in Eilmärschen das besetzte Gebiet räumen und fluchtartig schnell in das Vaterland zurückkehren. Auf den Fersen folgte ihnen der Feind, der Elsaß - Lothringen besetzte, der nicht nur das l. Rheinufer i. Besitz nahm, sondern auch auf dem rechten eine "neutrale Zone" beanspruchte.
Unsere stolzesten deutschen Schiffe, einst die Freude unseres Kaisers fuhren zum Kieler Hafen hinaus, um nie wiederzukehren. England nahm sie in Besitz.
Unsere deutschen Eisenbahnwagen und Lokomotiven mußten zu Tausenden dem Feind übergeben werden und nur die besten wollte er haben. - Das waren die Waffenstillstandsbedingungen.
Und ehe Weihnachten herankam, war Deutschland ein anderes geworden, geschlagen, zerfetzt lag es am Boden, alles Glanzes, aller Würde beraubt. Wie man es gewagt hatte den Träger der Kaiserkrone, den Hohenzollernkaiser, dessen Geschlecht durch 500 Jahre das Volk zu Glück und Wohlstand geführt, mit Schimpf und Schande aus dem Lande zu jagen, so ließ man auch keinen anderen Herrscher mehr auf den Thron. Die 800 jährige Dynastie der Wettiner in Sachsen, das bairische Königshaus, der württembergische Thron und erst recht alle kleinen Fürsten- und Herzogtümer wurden hinweggefegt wie die Spreu vor dem Winde. Das Volk wollte herrschen.
An manchen Orten bildeten die Arbeiter- und Soldatenräte auch wirklich eine feste Regierung, die nach besten Kräften Ruhe und Ordnung hielt. Aber nicht überall gelang ihnen das. Diejenigen Elemente, die von der Revolution mehr erhofften als ideale Güter, denen es bei diesem Umsturz hauptsächlich darum zu tun gewesen, nach Belieben zu rauben und zu plündern, wurden unwillig als sie sahen, daß sie nicht auf ihre Rechnung kamen. Man beschuldigte die neue Regierung, deren Führer Ebert und Scheidemann ehrlich bemüht waren, das Beste für das Volk zu tun, daß sie schlimmer sei als die frühere "Gewaltherrschaft der besitzenden Klassen" und alle diese Unzufriedenen scharten sich um Liebknecht. Karl Liebknecht, ein Rechtsanwalt a.D., war eben erst aus dem Gefängnis entlassen, dessen Tore der Sturm der Revolution ihm geöffnet, nachdem man ihn während des Krieges erst wegen aufhetzender, landesverräterischer Reden dorthin verbannte. Jetzt wußte er sich schnell zum Führer der Unzufriedenen zu machen, wie einst im alten Rom Spartakus die Sklaven von ihrem Joch befreit, so wollte er die "deutschen Sklaven" d.h. die Arbeiterschaft von dem Joch der besitzenden Klassen befreien, so nannte er sich und seine Anhänger die Spartakusgruppen.
Die Jüdin Rosa Luxemburg, die man früher aus ähnlichen Gründen wie Liebknecht zu Gefängnis verurteilt, trat ihn zur Seite und "Hoch Liebknecht, hoch Rosa Luxemburg" wurde fortan das Feldgeschrei der Ruhestörer. Liebknecht entblödete sich nicht in das Kaiserl. Schloß einzudringen und vom Balkon des Schlosses herab von da, wo 1914 der Kaiser sein Volk zum Kriege aufgerufen, nun zu "seinem Volke" zu sprechen. Und niemand fand sich, der ihm Ruhe geboten.
Unterdessen war die Demobilisation des Heeres vor sich gegangen. Hindenburg, der treue Führer seines Volkes verleugnete auch in dieser Stunde seinen hohen Sinn nicht. So schwer es gerade ihm werden mochte - er stellte sich willig der neuen Regierung zur Verfügung, wohl wissend, daß in dieser Stunde seine Kräfte unentbehrlich seien. Es mochte ihm das Wort vor Augen schweben, das einst Luther gesprochen "Meinen Deutschen bin ich geboren, meinen Deutschen will ich sterben".
So blieb er aufrecht stehen wie ein Fels in der Brandung und nur seiner Würde machten selbst die Forderungen der Arbeiter- u. Soldatenräte halt, ihn durfte niemand die Waffen nehmen, ja der Erlaß des A u. S. Rates von Kassel - wohin das Hauptquartier inzwischen verlegt war - stellte diesen Mann unter den besonderen Schutz des Volkes. Ihm haben wir es vor allem zu danken, daß trotz der rasenden Eile des Rückzugs unsre Truppen dennoch meist in guter Ordnung zurückkehrten und nicht ungeordnete Truppenhaufen etwa dem deutschen Lande noch mehr Unheil brachten als ohnehin schon da war.
Die Regierung forderte das Volk auf, Straßen und Häuser zu schmücken, damit die Truppen sähen, daß man sich ihrer Heimkehr freue. Man tat es, so wenig es den meisten danach zumute war, freudige Feste zu feiern. Man war es ja auch den Tapferen schuldig; denn das Eine blieb und bleibt bestehen: Sie haben ausgehalten in Not und Tod, sie haben uns den Feind von den Grenzen des Landes fern gehalten, und trotz allem Schweren freuten wir uns dessen, daß nun das Blutvergießen aufhören sollte, daß unsere tapferen Brüder nun endlich nach langen Jahren der Entbehrung nun wieder Daheim bleiben sollten bei Weib u. Kind u. Familie. Auch unser Dorf schmückte sich auf Veranlassung von Herrn Pastor Sengebusch mit Girlanden an den Eingängen, um die Heimkehrenden zu begrüßen. Es waren dieses die folgenden:
Reinhold Frauböse, R. Däbel, Franz Busee, Paul Klump, Richard Schröder, August Stark, Adolf Göske, Wilhelm Wiedebusch, Artur Roitpsch, Gebrüder Wille, Wilhelm Strüwing, Otto Kohlmetz, Otto Ramin, Otto Mundt, Fr. Müller, Willi Buchholz, Erich Volgmann, Karl u. Paul Siebert, Willi Krüger, Paul Jakobs, O. Gieseler, Hermann Brauer.
Doch leider kehrten damit nicht alle heim, die ausgezogen waren. Hermann Strücker wurde mit seinem Truppenteil in der Ukraine zurückgehalten, Berthold Frauböse u. Artur Wolf, Paul Siebert waren erst im Laufe der letzten Monate in Gefangenschaft geraten und August Schnitzer wartete nun schon seit 4 Jahren darauf, zu Weib und Kind heimkehren zu dürfen.
Wenn wir nun aber auch hoffen dürfen, daß diesen unsern gefangenen Brüdern doch noch einmal ein Tag der Heimkehr beschieden sein wird, so fühlen wir desto mehr den Schmerz der Eltern und Angehörigen, deren Sohn und Bruder in diesem traurigsten aller Kriege das Leben dahingaben.
Aus unserm Dorfe trauern um ihren gefallenem Sohn:
Der Gemeindevorsteher Weber, der Landwirt Siemund, Arbeiter Wille, Frau Porath; auch der Schlächter Kohlmagen hat den Tod im Osten gefunden und Frau Röse weiß nur, daß ihr Mann seit den Kämpfen um Ypern im Herbst 1914 vermißt ist.
So ist es ein trauriger Rückblick, mit dem wir das Jahr 1918 schließen. Der Krieg ist zu Ende; viel, unendlich viel Blut ist geflossen, ungeheure Opfer sind gebracht, wir haben durchgehalten auch in Not und Entbehrung, aber unsere Hoffnung auf den Sieg ist zu Schanden geworden, zu Schanden durch die Schuld unsers eigenen Volkes. - Sobald sich die Verhältnisse soweit geklärt hatten, daß man wußte, wo unser "verbannter" (geflüchteter !) Kaiser ein Obdach fände, sobald das gastliche Holland ihm im Schloß Amerangen einen Wohnsitz angewiesen, folgte auch unsere Kaiserin - die bis dahin in Potsdam unter dem Schutz des Arbeiter u. Soldatenrates gestanden - dem Zuge ihres Herzens, das sie triebe, nun auch in Not u. Gefahr ihrem Gemahl nahe zu sein und siedelte nach Schloß Amerangen über. Von ihrem Gefolge begleiteten sie nur ihre Hof- u. Staatsdame Gräfin Keller, die ihr schon 39 Jahre in Treue und Liebe gedient. Unser Kaiserpaar feierte so wenigstens gemeinsam das "unsagbar traurige" Weihnachtsfest 1918, (war es nur für das "Kaiserpaar traurig ?) das sie zudem noch in der Krankenstube fand. Unter den erschütternden Erlebnissen der letzten Monate waren eben ihre Kräfte doch schließlich zusammengebrochen.
Für die Schulen beginnt die Revolution auch eine neue Zeit heraufzuführen, eine bessere wohl kaum. Mit widerwilligem Staunen las man bald nach den ersten Tagen, daß der neue Minister für "Kultur, Wissenschaft u, Volksbildung" Hr. Adolf Hoffmann geworden, der Barrikadenspezialist aus Berlin O., frühere Budiker, der "mir" u. "mich" nicht unterscheiden kann und seit Jahren unter dem Spitznamen der Zehngebotehoffmann bekannt war, weil er die "10 Gebote für den Sozialdemokraten" herausgegeben. So wenig fest er auch im Deutschen sein mochte, in einem war er fest und unbeirrt, in der Feindschaft gegen Religion u. Kirche.
So folgten bald seine Erlasse, nach denen das Schulgebet verboten, der Rel. Unterricht in der Schule nur ein freiwilliger - von seiten der Lehrer wie der Schüler - sein sollte und die Trennung von Kirche und Staat vorbereitet wurde. Daß alle patriotischen Bücher aus den Schulbibliotheken entfernt, alle entsprechenden Lesestücke vermieden werden sollten und man den Geschichtsunterricht so zu erteilen habe, daß Geschichte nur die Geschichte des Volkes und seiner Kulturentwicklung, nicht aber die Geschichte einzelner Fürstenhäuser sei - das alles schien Hr. Hoffmann selbstverständlich. Als er aber mit seinen Erlassen auch die religiösen Feiern in den Schulen verbot und die nahe bevorstehenden Weihnachtsfeiern in Frage kamen, da ging ein solcher Sturm der Entrüstung durch den christlichen Teil des deutschen Volkes, daß der Mitarbeiter Adolf Hoffmanns, der durchaus gebildete und einsichtige Haenisch sich gezwungen sah, mehr denn je sein geistiges Gegengewicht geltend zu machen und in einem neuen Erlaß die Ausführung des alten bis zur Einberufung der Nationalversammlung hinausschob.
Wir sind in unserem stillen Winkel hier von Erlassen und Gegenerlassen wenig berührt worden. Die geistliche Schulinspektion durch den Amtsgeistlichen wurde zwar hier wie überall aufgehoben, doch blieb die Aufsicht über die Schule nach wie vor in den Händen des Kreisschulinspektors F. Riegel zu Wittstock.
Unbekümmert um Erlasse irgendwelcher Art haben wir diesmal auch unsere schöne Weihnachtsfeier halten können. Wir feierten sie besonders dankbar in dem Gedanken an all die Not, durch die uns Gott gnädig hindurchgeführt. Nicht nur Kriegs- u. Revolutionsnot war es gewesen, sondern auch viel Krankheitsnot, gerade unter den Schulkindern. Schon seit dem Sommer hielt die böse Krankheit "Spanische Grippe" ihren Umzug auch bei uns. Im August schon begruben wir unsern lieben kleinen Schulkameraden den 8 j. Werner Volkmann. Viele Wochen hat der arme Junge sich gequält und mit rührender Geduld die Krankheit getragen, die sich bei ihm in der Lunge festgesetzt bis in der Morgenfrühe des 28. August das kl. Lebenslicht erlosch, zum großen Kummer der Eltern und Geschwister. Die ganze Schule folgte dem Sarge des kl. Gefährten. Wir hatten ihm den Sarg mit Heidekraut bekränzt und trugen ihm ein großes Kreuz von Heidekraut voran und sangen ihm als Abschiedsgruß "Weil ich Jesu Schäflein bin".
Nach einigen Wochen der Ruhe trat die Grippe dann im Oktober November besonders heftig auf, Lehrerin und Kinder, ja fast das ganze Dorf lag darnieder, die Schule mußte einige Wochen geschlossen werden. Im nahen Zaatzke begrub man in 14 Tg. 20 Personen, bei uns fielen nur 2 Gefangene, 1 Italiener und 1 Russe der Seuche zum Opfer. - Wir anderen waren um die Weihnachtszeit dankbar und fröhlich wieder auf den Beinen und konnten fröhlich unsere Weihnachtsfeier vorbereiten, die in einer Darstellung der Weihnachtsgeschichte bestand.
Das machte viel Freude als wir fast jeden Abend zusammenkamen und die alten lieben Weihnachtslieder übten und neue, die ältesten freilich ihrem Ursprung nach, dazu. Am 22. Dezember fand dann im Gasthof des Hr. Göske unsere Feier statt, an der alle Anwesenden viel Freude hatten. Hr. P. Sengebusch leitete die Feier durch eine Ansprache ein, wir stellten dann die Weihnachtsgeschichte in mehreren Szenen dar. Zuerst sah man die israelische Mutter mit ihren Kindern, die auf den Messias warteten, dann den Zug der Pilger, die zur Schätzung nach Bethlehem wanderten, dann die Hirten auf dem Felde zu Bethlehem, dann die Engel erscheinen, dann die Krippe, zu der Hirten u. Weisen u. das Volk von Bethlehem sich sammelt. Wir sangen zuerst das alte Adventslied "O komm, o komm Emanuel", riefen den Hirten zu "ihr Hirten erwacht, erhellt ist die Nacht" und "Kommet ihr Hirten, ihr Männer u Frauen", grüßten das Jesuskindlein mit den Liedern "Laßt uns das Kindlein wiegen" und "Jesu, hochwillkommener Gast", und schlossen mit dem Lob u. Danklied "Lobt Gott ihr Christen allzugleich". - Leider fand die Feier einen unerwarteten Abschluß als die Lehrerin mitteilen mußte, daß sie soeben die Nachricht erhalten, sie müsse bereits zum 1. Januar die ihr so herzlich lieb gewordene Tätigkeit an den Kindern dieser Gemeinde aufgeben.
Diese plötzliche Entscheidung der Regierung findet ihre Erklärung darin, daß die aus dem Felde zurückkehrenden Lehrer mit Stellen versorgt werden müssen und dazu naturgemäß die größeren Stellen zuerst herangezogen werden müssen.
So schließe ich, Anna Rindfleisch, die Chronik des traurigen Jahres 1918 mit einem Abschiedsgruß an die Gemeinde Wernikow, deren Kinder mir während 2 Jahren u. 7 Monaten anvertraut waren und rufe ihr zu: Gott segne dich, liebe Gemeinde und führe dich und deine Kinder hindurch durch die Stürme dieser Zeit. Er helfe dir, daß Sein Licht nie in dir verlösche, sondern immerdar dein und deiner Kinder Stab u. Stütze sei.
1919
Als Nachfolger der nach Klein - Haßlow versetzten Lehrerin Rindfleisch wurde der Lehrer Lusansky, nachdem er im Dezember 1918 aus dem Felde zurückgekehrt war, von der Regierung hierher geschickt, zunächst auftragsweise. Nachdem die Wahl durch den Schulvorstand erfolgt war, wurde er hier fest angestellt.
Noch im Januar wählte Wernikow zur National- und Landesversammlung. Das Ergebnis war:
Deutschnational: Deutschdemokratisch: Mehrheitspolitisch:
4 : 3 : 1
Im Januar kehrten die letzten Krieger aus dem Felde heim, nur noch die Kriegsgefangenen fehlten.
Da der Lehrer sich verheiraten wollte, stellte er Antrag, die Wohnung zwecks ihrer Erneuerung zu untersuchen. Es wurde bewilligt Tapezieren und Weißen der hinteren Stube, Streichen der Wände der Oberstube und des Flures, der Küche u. der Türen und Fenster. Nicht bewilligt, obwohl beantragt, wurde das Tapezieren des Vorderzimmers, das Abnehmen des Rauchfanges, das Umsetzen des Kochherdes, ein Vorbau vor der Hintertür und der Abschlag der Bodentreppe. Infolge dieser letzten Nichtbewilligungen einschl. des Abnehmens des Rauchfanges war nun auch die Küche wieder empfindlich kalt, so daß das Wasser darin fror. Der Kochherd qualmte zuweilen entsetzlich.
Ostern werden 4 Kinder, 2 Jungen u. 2 Mädchen aus der Schule entlassen und 6 Kinder, 2 Jungen u. 4 Mädchen werden neu eingeschult.
Gelegentlich der Überreichung der Anstellungsurkunde besuchte der Kreisschulinspektor Herr Pfarrer Riegel - Wittstock, die Schule. Nachdem schon durch ministerielle Anordnung seit dem 1. Januar 1919 die Ortsschulinspektion aufgelöst hatte, trat das entsprechende Gesetz am 1. Oktober 1919 in Kraft. Damit ist eine seit langem erhobene Forderung der Lehrerschaft erfüllt worden. Gleichzeitig noch eine zweite: Fachaufsicht. Seit den 1. Oktober 1919 verwaltet der von der Lehrerschaft gewählte, der Regierung vorgeschlagene u. von ihr dann zum nebenamtlichen Kreisschulinspektor ernannte Mittelschullehrer Herr Schulleiter Knak - Wittstock die Kreisschulinspektion Wittstock.
Die Schule hatte auch in diesem Jahr viel Ausfall, und zwar infolge Kohlenmangels zweimal: im Januar und im März - April, und infolge Krankheit des Lehrers (Malaria) zweimal, im April - Mai u. Juli.
Der Friede wurde wohl unterzeichnet aber unsere Gefangenen wurden weiter zurückbehalten, nur Arnold Wolf kehrte aus englischer Gefangenschaft zurück.
Nachdem der Gem. Kirch. Rat sich lange, trotz aller Verfügungen, gesträubt hatte, die Küsterdienste abzulösen und der Lehrer infolge Beschluß der Vereinigung der Kantoren u. Organisten d. Prov. Brandenburg am ersten November diese Dienste niederlegte, wurde dann Anfang Dezember, als die Verfügung des Ministers es unzweideutig forderte, die Ablösung der "mechanischen Dienste" unter Abtrennung der gesamten Landnutzung und der Nutzung des alten Kirchhofes bei den Aufsichtsbehörden beantragt. Der Lehrer erhob dagegen ausdrücklichst Einspruch, wurde aber nicht gehört.
Am 23. Dez. fand eine Weihnachtsfeier der Schule im Göskeschen Saale statt. Der Reingewinn wurde für die Schülerbücherei verwendet.
1920
Endlich kehrten unsere Gefangenen zurück:
August Schnitzer, Ernst Sieberts, Berthold Frauböse.
Eingeschult wurden nur 3 Mädchen. Die nebenamtliche Kreisschul-inspektion hörte auf, u. der Bezirk Wittstock wurde dem hauptamtl. Kr. Sch. Insp. Bezirk Ruppin (Kreisschulrat Cramer) zugeteilt. Weil dieser aber zu groß, kam der Bezirk Wittstock am 1. Okt. zu Pritzwalk mit dem Kreisschulrat Rektor Nowack. Gelegentlich der 2. Prüfung des hiesigen Lehrers besucht Herr Reg. Rat Girandet die Schule (2. Juni). Dabei wurde die mangelhafte Beleuchtung der Schulzimmer infolge der kleinen Fenster festgestellt (die Fenster im Osten müssen wegen Vorderlicht durch Läden dauernd verschlossen gehalten werden.) Es soll Abhilfe geschaffen werden durch Umbau der Fensterwand. - Die beantragte Weltkarte wird angeschafft. - In der Lehrerwohnung wird in der Bodenkammer die Verschalung des Daches neu verputzt. - Die Kinder kaufen aus eignen Mitteln ausgestopfte Vögel (Bussard, Elster, Birk- u. Auerhahn) und Eichhörnchen (Gelegenheitskauf 25 Mk). Durch eine Schulweihnachtsfeier bei Volgmann erhält die Schule Mittel, um sich Wandbilder kaufen zu können (Eintrittsgelder!). Es sind Künstlersteinzeichnungen von Voigtländer - Leipzig: Helgoland, Burgruine Godesberg am Rh. u. 5 kleine: Sanssouci, Marktplatz von Lübeck, Binnenhafen von Frankfurt a. / Main, Dünen Auf Sylt und der Kölner Dom. (Gekauft wurden die Bilder im März 1921). Im Sommer nagelten die Kinder den runden Schild "Friede", der Ertrag wurde dem Jugenddantz f. Kriegsbeschädigte überwiesen. - Nachdem im Herbst die Schulstube neu gestrichen u. geweißt worden war, hatte sie mit Hilfe des Wandschmuckes wieder ein freundliches Aussehen erhalten. In diesem Jahre ist auch endlich die Ablösung der Küsterdienste erfolgt.
Der Lehrer hatte auch bei der Regierung Einspruch gegen Abtrennung des gesamten Landes erhoben. Und hier mit Erfolg.
Die Regierung versagte die Genehmigung. Nun verlangte der Gem. Kirch. Rat die Hälfte der Ländereien. Nur auf dieser Basis wollte er in die Ablösung einwilligen. Da weder Regierung noch Konsistorium die Ablösung anordnen (nur dringend anempfehlen) konnte, blieb die Angelegenheit letzten Endes ein Handel zwischen Lehrer und Gemeinde. Wenn sich beide nicht einigten, blieb der Lehrer weiter für die Küsterdienste verantwortlich. Da der Gem. K. R. von der Hälfte der Ländereien nun nicht abging, blieb dem Lehrer - weil ihm die Ablösung im Standesinteresse mehr am Herzen lag als die Ländereien - nichts weiter übrig, als das kleinere der beiden Übel zu wählen und in die Abtrennung der Hälfte der Ländereien, allerdings unter formellem Protest zu willigen. Daraufhin wurden mit dem 1. Juli 1920 die Küsterdienste abgelöst (durch Reg.- u. Konsistorial- Verfügung!) unter der Bedingung, daß die Nutznießung der Hälfte der Ländereien der Kirche überlassen ist. Auch die Nutzung des alten Kirchhofes bei der Schule erhielt die Kirche. Zur Schulstelle gehörten nach der am 13. Juli 1904 ins Grundbuch von Wernikow Band VII, Blatt 223 erfolgten Eintragung
1.) Kartenblatt 2 Parzelle 48 im Dorfe Kl. 4 64,90 a
2.) Kartenblatt 2 Parzelle 49 Wiese Kl. 4 49,50 a
3.) Kartenblatt 2 Parzelle 111 Hofraum 3,80 a
zus.118,20 a
Acker u. Wiese allein also 114,40 a = 4,48 = rd. 4 1/2 Mrg. (1 Mgr. = 25,532 a). Im Grundbuch steht die Bemerkung: " je zur Hälfte der politischen u. Kirchengemeinde gehörig".
Seit dem 1. Juli hat der Lehrer demnach die Nutzung von 1/2 x 114,40 a = 57,20 a = rd. 2 1/2 Mrg.
Außerdem gehört laut Grundbuch zur Schulstelle Gartenland (zwischen Hintergarten des Fraubösischen u. Nachbar- Gehöftes und des oben erwähnten Ackers gelegen, durch Gräben gekennzeichnet) von 60 Ruten (1 a = 7,0494 Rt.) = 8,51 a . Dieses Gartenland gehört ausschließlich zur Schulstelle.
Die Ländereien, die bis dahin mit 70 M angerechnet waren, werden jetzt, weil nur noch die Hälfte mit 35 M angerechnet, so daß der Mehrbetrag für kirchliche Mühewaltung jährlich 215 Mfp beträgt.
Schulausflug im Sommer nach Kloster Heiligengrabe.
1921
Eingeschult 3 Jungen und 1 Mädchen. Im Juni fand eine Revision durch den Hrn. Kr. Schulrat Nowack statt. Auf Grund seines Berichtes wurde eine Karte von Brandenburg (Dierke) gekauft. Der Fußboden der Schulstube wurde geölt und der Schulofen umgesetzt. In der Lehrerwohnung wurde das Hinterzimmer neu gedielt und gestrichen. Das Streichen des Fußbodens der Vorderstube bezahlte der Lehrer aus eigener Tasche. Auf Grund des neuen Volksschullehrerdienstes Kommensgesetzes wurde der Wert der Dienstwohnung ab 1.4.21 auf 390 M festgesetzt. In diesem Jahre erhielt die Kirche neue Glocken, sogen. Klangstahlglocken. Die Kosten dafür wurden durch eine Umlage aufgebracht u. die alte, kleine Glocke mit in Zahlung gegeben. Durch die Eintrittsgelder für die diesjähr. Weihnachtsfeier der Schule bei Göske erhielten wir wieder Mittel zur Bereicherung der Schulbücherei. Erwähnenswert ist noch, daß der Lehrer beim Gem. Kirch. Rat eine einmalige Teuerungszulage für den Kirchendienst beantragte, die aber abgelehnt wurde.
Im Sommer Schulausflug nach Neuruppin.
1922
Im Februar wurde die Elektrifizierung des Dorfes fertig. Auch fürs Schulhaus war Installierung beantragt worden. Diese sollte genehmigt werden, wenn der Lehrer jeden Morgen zum Schulbeginn läuten will. Das wurde von ihm abgelehnt, zumal ihm vom Kreisschulrat verboten worden war, Kinder zum Läuten zu bestimmen. (Min. Erl. v. 11.4.89. z. Bl. 558)
Eingeschult 1 Junge, 1 Mädchen (als Gastschulkinder aus Neubiesen noch 2 Mädchen). Im August fand eine Revision durch den Kreisschulrat statt. In diesem Jahr wurde auch die Turmuhr repariert, die in den letzten Jahren so gut wie gar nicht ging. Das Werk wurde einen Treppenabsatz höher eingebaut. Ein genauer Gang der Uhr ist aber immer noch nicht erzielt. - Als die Küsterdienste 1920 abgelöst wurden, wurde die Teilung des Landes noch nicht sofort vorgenommen, man ließ den Pachtvertrag des Lehrers noch bis Herbst 1922 laufen, er erhielt allerdings nur die Hälfte des Pachtertrages, der nur aus Naturalien bestand. In diesem Jahre nun wurde die Teilung der Ländereien vorgenommen, wie aus der Skizze ersichtlich ist.
Das mit xxx bezeichnete Stück
gehört mit zur Wiese, ist aber
zu Ackerland gemacht worden.
(Seit 1922 wieder Wiese, "nach-
getragen L.")
xxx X = Grenzsteine
Rotumrandet = zur Schule
Wiese Acker
Blauumrandet = zur Kirche
Acker
Gartenland = (kommt für
Wiese Graben die Teilung nicht in Frage)
Gartenland = Kuhtrift
Graben
Hinterland der Gehöfte
Von Bedeutung ist die Verfügung der Reg.
Preuß. Reg. Potsdam,21. Aug.1922
Abt. f. K. u. Schws.
II. B. 5. 6823
Die auf das Grundgehalt der vereinigten Küster- und Lehrerstelle in Wernikow anzurechnenden Stelleneinkünfte werden vom 1. April 1922 ab anderweitig wie folgt festgesetzt.
Landertrag300,- M
Hausgarten80,- M
Zinsen80,- M
Stolgebühren
a. abgelöste13,- M
b. nicht abgelöste0,75 M
473,75 M
An den Gem. Kirch. Rat in Wernikow I. A.
Ostprignitz(gez.) v. Gottberg.
1923
Ostern entlassen 4 Knaben u. 4 Mädchen, eingeschult nur ein Junge u. 1 Mädchen. Schülerzahl zu Beginn des neuen Schuljahres 39 Kinder (18 Knb. 21 Mdch.) durch die rasante Geldentwertung (November: 1 Dollar = 4,2 Billionen) ist der kirchliche Mehrbetrag von 215 Papiermark vollständig wertlos geworden. Der Kirchenbeamte hat in den letzten Jahren den Kirchendienst also vollständig umsonst versehen. Auch nachdem vom 1. Dezember ab das Lehrergehalt in Goldmark ausgezahlt wurde, blieb es mit der Bezahlung des Kirchendienstes beim Alten, ein sehr trauriges Kapitel. Im Oktober besichtigte der Regierungsbaurat aus Wittstock im Auftrage der Regierung das Schulgebäude u. reichte einen Abänderungsplan ein. Maßgebend dafür war der geringe Wohnraum und daß die Küche so sehr kalt und zugig ist. In diesem Plan waren vorgesehen: Dielung der Küche, besonderer Eingang für die Schule, Bretterabschlag der Bodentreppe mit Tür, Neudielung des Bodenraumes (die alte ist vollständig morsch u. z. gr. T. durchgetreten), Ausmauern des Fachwerkes der Bodenstube. Davon wird nur bewilligt Dielung des Bodenraumes und der Abschlag der Bodentreppe. Wann aber wird das wohl zur Ausführung gelangen?? Auch der Abort mit dem Pissoir für die Jungen ist stark reparaturbedürftig, besonders das Dach. Das ist aber schon seit mehreren Jahren vom Lehrer beanstandet worden, ohne Erfolg. - Im November erfolgte von einem Schöffen ein Antrag, das Schulhaus an das elektrische Ortsnetz anzuschließen u. auch die Lehrerwohnung zu Installieren. Wieder wird die Bedingung gestellt, der Lehrer solle zur Schule jeden Morgen läuten. (s. 1922 !). So blieb auch diesen Winter das Schulhaus als fast einziges im ganzen Dorf ohne elektrisches Licht. Die im vorigen Jahr reparierte Turmuhr hat jetzt einen verläßlichen Gang. - Eine sehr gelungene Weihnachtsfeier brachte uns einige Geldmittel, mit deren Hilfe die Schule sich Spielbälle anschaffte.
1924
Entlassen 1 Knabe u. 4 Mädchen, eingeschult 2 Kinder (1 Mädchen u. 1 Knabe). Schülerzahl Ostern 36 (18 + 18).
Die Stelleneinkünfte werden neu festgesetzt, (in Goldmark) Acker u. Wiese (je Mrg.) 25 M, Garten 5 M. Auch die Stellenzulage erfährt eine Neufestsetzung: jhrl. 25 (fünfundzwanzig!) Goldmark !!! Die Schule machte einen Ausflug in die Ruppiner Schweiz (mit Dampferfahrt Neuruppin bis Tornow).
Nach Neuwahl der Gem. Vertretung, in welcher eine Mehrheit für Installierung des Schulhauses ist, erfolgt nochmals ein Antrag von einem Gemeindevertreter, das Schulhaus an das Ortsnetz anzuschließen. Gemeindevertretung erklärt sich nicht für zuständig, wenn sie auch letzten Endes die Mittel zu bewilligen hat. Der Lehrer beantragt darum den Anschluß beim Gemeindekirchenrat u. Schulvorstand (sogenanntes "Küsterschulhaus"!) Ergebnis: die alte Bedingung wird gestellt: Schulläuten 1/4 Std. vor Schulbeginn, auf die der Lehrer natürlich nicht eingehen kann (1. 1922 u. 1923 !)
- Die Stellenzulage wird rückwirkend ab 1. Okt. 1923 auf 125 Goldmark festgesetzt (Regierung!). Im Herbst muß sie infolge Ministerialerlaß erneut festgesetzt werden, u. zw. wird als Mindestsatz der Friedenssatz verlangt, der 250 M, nach Abnahme der Küsterdienste 215 M beträgt. Die Stellenzulage wird aber von der kirchl. Gem. Vertretg. auf nur 180 M vorgeschlagen, sie bleibt also hinter den niedrigen Friedenssatz noch zurück. Die endgültige Festsetzung durch die Regierung steht noch aus.
Es wurde wieder eine Weihnachtsfeier veranstaltet, die einen kleinen Überschuß einbrachte (25 M).
Wegen der ungünstigen Wohnungsverhältnisse läßt sich der Lehrer zum 1. Jan. 1925 nach Zernitz (Ostprignitz) versetzen.
1925
Für den nach Zernitz versetzten Lehrer Herrn Lusansky wird der Lehrer Erich Pellatz mit der vertretungsweisen Verwaltung der hiesigen Lehrer-, Organisten- u. Küsterstelle beauftragt.
(Kyritzer Seminar; Jahrgang 1916 - 1920).
Am 3. März war der Schulrat, Herr Nowack, hier, um den Lehrer einzuführen. Die Stellenzulage ist von der Regierung zu Potsdam rückwirkend vom 1. Oktober 1924 auf 300 M festgesetzt worden.
- Am 28. März unternahm die Oberstufe der Schule eine Wanderung (Wandertag). Über Eichenfelde durch die Wittstocker Heide nach Berlinchen. (ca. 20 km). Entlassen wurden zum Schluß des Schuljahres 12 Kinder, -5 Mädchen und 7 Knaben.-
Neu aufgenommen wurden 3 Kinder, -1 Mädchen und 2 Knaben.-
Die Schülerzahl beträgt zu Anfang des Schuljahres 31 Kinder. Am 18. April ist die Installierung der Schule und der Lehrerwohnung beendet worden. Die Lichtlegung ist ohne einen Antrag seitens des Lehrers und ohne jegliche Bedingung bewilligt worden. Damit ist endlich dieses Streitkapitel beendet. Bei der Anlage sind sämtliche Wünsche des Lehrers berücksichtigt worden, so daß das Schulhaus, was Licht anbelangt, alle Bequemlichkeit aufzuweisen hat. Ferner wurden das Tapezieren des Vorderzimmers und das Streichen der Fenster, Türen und des Bodenverschlags bewilligt. Am 29. März hat sich im Radfahrerverein eine Sängerriege gebildet, deren gesangliche Leitung der Lehrer übernommen hat. Die Übungsstunden finden im Klassenzimmer statt. - Am 27. Mai Ausflug nach Neuruppin - Lindow.
Am 1. September veranstaltete die hiesige Schule gemeinsam mit der Biesener in Biesen die Reichsjugendwettkämpfe.
Endlich ist es dem Lehrer gelungen, einen Antrag auf Entfernung des schmutzigen Rauchfanges und einen Antrag auf Neubau eines Kochherdes bei der Gemeinde und Kirchenvertretung durchzudrücken.
Am 11. November revidierte Herr Schulrat Nowack die hiesige Schule.
Wie alljährlich, so fand auch in diesem Jahre eine Weihnachtsfeier, bestehend aus Gesängen, Deklamationen und Theater statt. Von dem Überschuß wurde das Bandmaß, das große Wandregal in der Klasse, ein Fußball und die Nähmaschine gekauft. Die Nähmaschine kostet
95 M. 40 M wurden angezahlt.
Seit Oktober ist die ländliche Fortbildungsschule wiedereröffnet worden. Die Wernikower Schüler wurden nach Eichenfelde verpflichtet. Da sich aber mit freiwilligen Schülern die Zahl auf 16 belief, so wurde der Gemeinde genehmigt, eine eigene Schule zu eröffnen. Seit dem 12. November findet nun der Fortbildungsschulunterricht in Wernikow statt.
1926
Was man nach den jahrelangen Erfahrungen kaum zu hoffen wagte, ist jetzt, im Jahre 1926 Tatsache geworden. Dank der Bemühungen des Herrn Schulrats wurde unser liebes, ca. 75 Jahre altes "Küsterschulhaus" einer eingehenden Untersuchung durch den Herrn Kreisbaurat unterzogen und für krank an vielen Stellen befunden. Der ärztliche Befund wurde der Gemeinde mitgeteilt, und die Gemeinde- bzw. Kirchenvertretung bewilligte, was tatsächlich in ihren Kräften in der gegenwärtigen notleidenden Zeit stand. Allerdings hat es manche Meinungsverschiedenheit vor dem Besuch des Baurats gekostet. Auf keinen Fall wurde gestattet, daß, nachdem nun der alte Kochherd niedergerissen war, wieder ein Waschkessel in den neuen miteingemauert wird. Der Lehrer beantragte aus praktischen Gründen für einen Kachelherd den eisernen Senking-herd. Die Decke und die rauchgeschwärzten Wände in der Küche werden abgeschlagen und neu verputzt. Da, wo sich jetzt das zweite Fenster in der Küche befindet, war solange eine Tür; die ungeschützt gleich zum Hofe hinaus führte. Die unendlich große Rittergutsspeisekammer wird in Flur und Speisekammer geteilt, so daß die Küche von nun an gegen Witterungseinflüsse geschützt ist. Für die roten Mauersteine kam Holzdielung in die Küche. Es ist damit, mit dem Rauchfang und den herrlichen roten Mauersteinen, ein Stück "Romantik" aus der Küche verschwunden. Das Dach wurde vollkommen neu verlattet und umgedeckt. Die Tapezierung der kleinen Stube und Streichen der Türen wurde ebenfalls bewilligt. Es sei an dieser Stelle der Gemeindevorsteher, Herr Willi Buchholz, dankbar und lobend erwähnt, dessen Einsicht viel dazu beigetragen hat, daß das alte Väterchen Schulhaus nach ca. 30 Jahren endlich wieder einmal Handwerker zu sehen und zu fühlen bekam. Auf den sofortigen Bau einer Waschküche hat der Lehrer mit Rücksicht auf die Geldknappheit und auf die vorausgegangenen Ausgaben bis zum Herbst, bis zu seiner Heirat, verzichtet. Der Baurat bemängelte auch die Anzahl der Zimmer. Sein Plan geht dahin, um einen teuren Anbau zu sparen, auf dem Boden noch ein Eltern- und Kinderschlafzimmer zu bauen. Da aber der augenblicklich gute Boden seinen Wert verlieren würde, und da die Gemeinde sich für einen Anbau ausspricht, sobald die wirtschaftliche Lage es gestattet, hat der Lehrer bis auf den Tag des Anbaus gern auf die Bodenschlafgelegenheit verzichtet. Hoffentlich erblüht unserm lieben Lehrerstande recht bald die Zeit, wo die noch heute unbekannten, zukünftigen Amtsnachfolger ungläubig beim Lesen der Chronik den Kopf schütteln. Mit Rücksicht auf die zukünftige akademische Lehrergeneration hat der Lehrer auf den Bau von noch ein paar "Boden"stuben verzichtet. Auch die Wohnung wirkt auf das Ansehen des Lehrerstandes.
Und die Zeiten des seligen "armen Dorfschulmeisterlein" wollen wir doch begraben. Es ist schon genug, daß diese Zeiten in Gedichten, vornehmlich plattdeutscher Art, und in der Erinnerung uns erhalten bleiben.
Am 1. März ist dem Lehrer die hiesige Stelle unter Vorbehalt des Widerrufs, einstweilig, übertragen worden. Leider besteht noch der alte Zopf, die Kirchenprobe. Hoffen wir schon im Interesse des gegenseitigen Verstehens und Vertrauens zwischen Schule und Kirche, daß es unserm Vaterlande recht bald wirtschaftlich besser gehen möchte, damit auch die lang ersehnte und breit diskutierte Trennung des Kirchenamtes vom Schulamt stattfindet.
Zu Ostern wurden 4 Kinder aus der Schule entlassen und 5 aufgenommen.
1927
Von Januar bis Februar herrschte auch hier wie allerorts die Grippe. Tödlichen Ausgang hat sie nirgends genommen. Der Unterricht mußte naturgemäß unter dem unregelmäßigen Besuch der Kinder leiden.
Am 17. Februar fand eine Schulfeier zur Erinnerung an die 100. Wiederkehr des Todestages Pestalozzis statt. Anschließend fiel der Unterricht aus. Auch der Wiederkehr von Beethovens 100. Todestages ( 26. III.) wurde gedacht.
Das Ersuchen des Konsistoriums an die hiesige Kirchengemeinde, die Stellenzulage auf 501 Rm zu erhöhen, wurde wie in vielen Dörfern auch hier abgelehnt,
Die neu angeschafften Lehrmittel sind im Inventarverzeichnis aufgezählt.
Zu Ostern wurden 7 Kinder konfirmiert. Neu aufgenommen wurden 13 - (11 Mädchen und 2 Knaben).
Am 6. Juli unternahmen die Schulen von Heinrichsdorf, Biesen und Wernikow gemeinsam einen Ausflug nach Zechlin - Prebelow - Rheinsberg. Auf seinen eigenen Wunsch ist der Lehrer zum 1. Sept. nach Techow versetzt worden. Dem nachfolgenden Kollegen teile ich hierdurch mit, daß die Nähmaschine aus dem Ertrag einer Weihnachtsfeier angeschafft worden ist. Der Kaufpreis für die Schule beträgt 95 Rm. Davon sind 40 Rm bezahlt, so daß mithin noch ein zu zahlender Rest von 55 Rm verbleibt. Die Unterlagen hierfür lege ich dieser Chronik anbei. Ich habe gern in und mit der Gemeinde Wernikow gelebt und wünsche meinem nachfolgenden Kollegen, daß er sich hier auch wohl fühlen möge.
Wernikow, den 31. August 1927.
Pellatz
Die Stelle wurde vom 1. Sept. - 30. Nov. 1927 von dem Lehrer Karl Plessow aus Neuruppin vertretungsweise verwaltet.
Vom 1. Dezember 1927 ab wurde der Lehrer Walter Hader mit der Verwaltung der Lehrerstelle in Wernikow beauftragt. Er tauschte mit Herrn Plessow, der für ihn nach Stepenitz kam.
1928
Am 23. März 1928 veranstaltete die Schule eine Osterfeier.
Aus der Schule wurden Ostern entlassen:
Else Griese, Meta Klump, Meta Piemeyer, Olga Reinsch und Johannes Buchholz (4 Mädchen u. 1 Knabe).
Im neuen Schuljahr wurden 3 Mädchen und 3 Knaben neu aufgenommen. Die Schule wird besucht von 28 Mädchen und 14 Knaben, also 42 Kindern.
Nach den großen Ferien machte die Schule einen Ausflug in den Wittstocker Wald. Der Lehrer ging mit den Großen früh morgens los und streifte bis nach dem Hirtenhaus, in die Wittstocker Schweiz, über die Mecklenburger Grenze. Die Frau Lehrer führte die Kleinen am Nachmittag nach. Ein stattlicher Wagenpark traf in Waldlust ein. Nun war alles vereinigt. Es wurde im Garten bei Sonnenschein Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Dann wurde gespielt und schließlich, alles auf den Wagen verstaut, ging`s im Trab durch Wald und Feld dem heimatlichen Dorf zu.
Am 2. September vereinigten sich die Biesener, Wulfersdorfer und Wernikower Kinder zu den Reichsjugend- Wettkämpfen in Biesen. Die Großen zeigten sich in der 1. Abteilung denen der andern Schulen überlegen. Bernh. Porath, Erich Siebert u. Herm. Kaminski (Rheinisch. Industriegeb.) waren Sieger. Nach einem Fackelzug war noch ein Tanzkränzchen für die Beine, die noch nicht müde waren.
Weihnachten wurde in Volgmanns Saal, der dicht gedrängt war, gefeiert.
"Knecht Ruprechts Arbeitsstube", "Postamt im Himmel" und " die Wundereisenbahn im Weihnachtswalde" wurde von allen kleinen Spielern gut dargestellt. Dazu wurden unsere herrlichen Weihnachtslieder gesungen, Gedichte aufgesagt und lebende Bilder gestellt. Jedes Kind, mit einem kleinen Geschenk aus Ruprechts Sack erfreut, ging beglückt nach Hause.
Osterfeier
der Schule Wernikow
am
Freitag, dem 23. März 1928
I.
Die Nacht Lied von Frz. Abt
Gedichte:
Frühlings Einzug W. Müller
Der Frühling ruft E. Siebeck
Knabe Frühling L. v. Strauß u. Torney
Frühlingsgruß L. v. Schumann
Bei Martin Haas dem Ostereierfabrikanten
Lustiges Osterspiel v. F. Gebhardt
Wenn die Hasenkinder zur Schule gehen
Gedicht von Alb Siptus
Pause
II.
Frühlingslied Frz. Wolff
Gedichte:
Osterspaziergang W. v. Goethe
Krokus O. Stückrath
Das Eiersuchen
Osterspiel in 2 Auftritten v. E. Siebeck
Der Unzufriedene Gedicht
Has, Has Osterhas P. Dehmel
Der Traum am Ostermorgen Reigenspiel v. F. Gebhardt
Sandmännchen Lied nach alter Singweise
1929
Die Stellenzulage wurde mit Wirkung vom 1. April 1928 von 300 auf 330 Rm erhöht. Im Februar zeigte der Winter seine große Kälte. Temperaturen von 20° und mehr Grad sind keine Seltenheit. Die Schulstube ist nicht warm zu kriegen. Trotz zweimaligem Heizen, abends u. morgens will die Temperatur nicht höher als 2 oder 3° C steigen. In der vorigen Woche (4.-9. II.) war die Durchschnittstemperatur 8° C. Gestern u. heute (11. u. 12. II.) fiel der Unterricht aus. Die Kinder aus Neubiesen, Neuhof und vom Gut sind zu bedauern, den 1/2 stündigen Schulweg machen zu müssen.
Der Unterricht fiel in der Woche vom 11. - 16. Februar gänzlich aus.
Ostern 1929 wurde entlassen:
Bernhard Porath, Erich Siebert, Otto Gieseler, Erna Griese, Elsbeth Siebert und Lotte Schmidt (3 Knaben u. 3 Mädchen).
Am 9. April 1929 begann das neue Schuljahr. Neu aufgenommen wurden 3 Knaben und 1 Mädchen. Inder Klasse sind jetzt 26 Mädchen und 13 Knaben, also 39 Kinder.
Mit dem 1. April bekam der Schulkreis Pritzwalk einen neuen Leiter: Der Rektor Herr Dr. Roloff in Potsdam wurde Schulrat unseres Kreises. Herr Schulrat Nowack, der stets hilfsbereit für Schule und Lehrer eintrat, ging in den wohlverdienten Ruhestand. Am letzten Schultage des alten Schuljahres waren viele Kollegen nach Pritzwalk geeilt, um Herrn Schulrat Nowack nochmals zu zeigen, welches Vertrauen ihm entgegengebracht worden war, und alle wollten ihm an diesem Tage nochmals die Hand zum Abschied drücken.
Der 11. August 1929 wurde am 10. (als an einem Sonnabend) besonders festlich begonnen. 10 Jahre sind vergangen, daß das Deutsche Volk durch seine Verfassung von Weimar bezeugt hat, daß es aus dem großen Kriege seine Einigkeit gerettet hat. Langsam kommt es aus seinem Elend wieder heraus. Inzwischen sind durch die Verhandlungen im Haag (Youngplan) Aussichten vorhanden, daß bis zum 30. Juni 1930 die Rheinlande frei von fremden Truppen, unsere Wirtschaft frei von fremden Kontrollen sein werden. Uns ist wohl eine hohe Geldsumme, die in 60 Jahren bezahlt werden soll, auferlegt, aber wir werden frei.
Leider beklagen wir den Tod eines großen Staatsmannes, des Außenministers Dr. Gustav Stresemann, der plötzlich am 4. Okt. 1929 am Schlaganfall verschied. Unter großem Ehrengeleit, unter tiefer Anteilnahme fast des ganzen deutschen Volkes und selbst des Auslandes wurde dieser Staatsmann, der sich für die Freiheit seines Volkes seine Kräfte verzehrte, zur Ruhe geleitet. Selbst der Reichspräsident, unser verehrter Feldmarschall v. Hindenburg, folgte dem Sarge.
Ein Zeichen für die Anerkennung der Größe und des Wollens des Reichsaußenministers. Im ganzen Reiche wehten die Flaggen von allen amtlichen Häusern, auch unserm Schulhaus, und vielen Privathäusern halbmast.
Am 4. September aber hatten wir in Deutschland einen Freudentag. Deshalb war auch eine Schulfeier. Deutscher Fleiß und deutsche Technik haben gezeigt, daß sie die Völker in der Luftfahrt führen. Das Zeppelinluftschiff LZ 127 traf an diesem Tage von seiner 21 tägigen Weltfahrt um die Erde wieder in Friedrichshafen ein.
Unser Kinderfest feierten wir am 10. September. Begünstigt von gutem Wetter rollte das Programm wie vorgesehen ab. Besonders der Ausmarsch und am Abend der Fackelzug erweckte die Freude der Kinder.
Am 20. Dezember feierte die Schule im Saale von Herrn Göske das Weihnachtsfest, das wieder Vorfreude bei Eltern u. Kindern auslöste.
Schule Wernikow
Weihnachtsfeier
Ges.Macht hoch die Tür!
Ged.Heilige Nacht.
Vor Weihnachten
Weihnachtsvorbereitungen.
Ges.Schlaf wohl, du Himmelsknabe du.
Ged.Meister Puck.
Heinzelmännchen
Ges.Ihr Kinderlein kommet !
Ged.Weihnachtsschnee.
Nüsse knacken.
Wie der kleine Heinz die Heinzelmännchen belauscht.
Ges.Weihnachten.
Ged.Weihnachten im Walde.
Weihnachtsmarkt.
Christkinds getreuer Knecht.
Weihnachten in der Bodenkammer.
Ged.Weihnachtsdank.
Programm zur Abschiedsfeier einfügen
Bild PROGRAMM_1 einfügen
1930
Am 31. März 1931 werden nur 2 Mädchen entlassen:
Johanna Michael und Hilde Piemeyer.
Eingeschult wurden 3 Knaben und 5 Mädchen.
Die Oberstufe hat (8.-5. Schuljahr) 8 Mädchen, 5 Knaben;
Die Grundschule:
4. Schuljahr9 Mädchen,1 Knabe;
3. "3 "2 Knaben;Gesamtzahl:
2. "2 "3 " ;28 Mädchen
1. "6 "3 " ;14 Knaben
20 Mädchen,9 Knaben42 Kinder
Bild 1 1 einfügen
Im August 1929 wurden die Schulkinder in der Pause
mit "Maggi-Suppen" bewirtet.
Das Schuljahr 1930/31 brachte der Schule wieder eine Reihe festlicher Tage. Als erster Tag ist der Muttertag am 11. Mai zu nennen. Hatten wir den Tag bereits in den vorhergehenden Jahren durch eine kleine Feier innerhalb unserer Schulgemeinschaft gefeiert, so luden wir diesmal unsere Mütter zu einer bescheidenen Feierstunde ein. Heimatlieder umrahmten den Festteil, in dem durch Ansprache, Gedichte und kleine Spiele die Mutterliebe und -sorge gefeiert wurde.
Am 1. Juli wehten die Flaggen im Winde. Das Rheinland war frei! Es fanden deshalb Schulfeiern statt. Nach schwerer Besetzungszeit konnten die Rheinländer wieder freudig ihrer Vaterlandsliebe Ausdruck geben. Wir aber teilten diese Freude!
Auch am 11. August hatten wir anläßlich des Verfassungstages eine vaterländische Feierstunde. Nachmittags begingen wir die Reichsjugendwettkämpfe in Zaatzke.
Der 31. Oktober vereinte die Schulgemeinschaft Dr. M. Luthers u. seines Reformationswerkes zu gedenken.
Örtliche Schulfeste hatten wir am 11. Sept. und 21. Dez.
Im September wollten wir nochmals mit Spiel und Gesang Abschied vom Sommer nehmen. Eltern und fast alle Dorfbewohner freuten sich mit uns.
Im Dezember war die Feststunde dem Christkind geweiht. Der Abend hat immer denselben Reiz, die Kinder mit roten Bäckchen spielen voll Eifer ihr Weihnachtsspiel und sagen und singen vom Weihnachtsfest, die Alten aber sitzen verklärt und gedenken ihrer Jugend.
Schulfeier in Wernikow am 21. Dez. 1930
Weihnachten
Am Heiligen AbendGed.
Tochter Zion freue dichGes.
Am WeihnachtsabendGed.
WeihnachtswunschGed.
Hänschens Weihnachtstraum
Weihnachtsspiel
HeimlichkeitenGed.
WeihnachtszwergeGed.
Kling, Glöckchen klingGes.
___________________
Alle Jahre wiederGes.
Das WeihnachtslichtGed.
Was möcht' ich sein ?Ged.
Hans und Liese am SchlüssellochGed.
Ruprecht zu BesuchGed.
Ihr Kinderlein kommetGes.
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Es ist ein Ros` entsprungenGes.
Legende von dem WeihnachtsbaumGed.
WeihnachtenGed.
Schlaf wohl du HimmelsknabeGes.
Ruprecht im Himmel und auf Erden
1. Bild: Vor dem Himmelstor. 3. Bild: Drei Wichtel
2. Bild: Die Himmelsfahrt 4. Bild: In Großmutters Stube
Stille Nacht, Heilige NachtGes.
___________________
Außer diesen Festtagen hatten wir drei größere Ausflüge in die Umgegend unseres Dorfes. Am 25. Mai führte uns der Weg nach Techow und Kloster Heiligengrabe. Im Kloster waren soviel Heimatfunde aus der grauen Vorzeit, daß die Kinder kaum alles aufnehmen konnten. Wir besuchten auch Herrn Pellatz, Lehrer in Techow (mein Vorgänger).
Im Juli (8.) hatten wir Berlinchen zum Ziel genommen. Wir mußten den Wittstocker Wald durchqueren. Die Heidelbeeren hielten uns verschiedentlich fest. Der armselige Boden bei Berlinchen überraschte die Kinder. Dafür hatte er aber einen See, der aber durch die Pflanzen immer kleiner wird. Am Nachmittag fand wieder (wie 1928) ein Treffen mit den Eltern und den Kleinen auf Altdaber statt. Nach Spiel und Stärkung fuhren wir wieder mit unseren "Kutschen" nach W. zurück.
Der letzte größere Ausflug am 19. Sept. war der Stadt Wittstock gewidmet. Wir hatten besonderes Augenmerk auf die geschichtlichen Gebäude gelegt. So umwanderten wir auf dem Wall die Stadtmauer, das Amt. Wir besichtigten das Rathaus, die gr. Kirche. Andererseits gab es Beobachtungen auf der Post und der Bahn. Die Bahn hören wir meist von der Ferne, die Post schickt uns täglich nur einen Boten.
Diese Festtage und Wanderungen lösten Freude aus. Sie regten zum Eifer an. Die Kinder spornten sich selbst an bei den Vorbereitungen und mit Lust und Liebe entledigten sich ihrer Aufgabe. Besonders die Kleinsten waren an unserm Weihnachtsabend tätig, und ihre Darbietungen fanden ganz besondere Anerkennung. Auch in der Schule waren sie besonders rege und machten mir viel Freude.
Leider war die Oberstufe weniger arbeitsfreudiger, besser gesagt, begabt. Allerdings ist sie im Durchschnitt recht jung. Ich hoffe aber, im neuen Schuljahr mit ihr mehr Erfolge zu haben.
Der Gesundheitszustand war bis in den Februar 1931 hinein ganz gut. Im Februar kam eine Grippewelle und auf dem Gut, später auch in Neuhof, herrschte sogar der Scharlach. Es fehlten 17 und später noch mehr Kinder von 40. In große Trauer wurden wir versetzt als am 12. Februar unsere liebe Liselotte Gießel an ihrer Scharlachkrankheit verstarb. Wir legten ihr einen Kranz am Sarge nieder. Folgen und singen durften wir ja nicht. Leider konnte auch ich ihr nicht das letzte Geleit geben, da auch ich eine Woche aussetzen und das Bett hüten musste.
In den letzten Wochen bis Ostern sind wir beim Unterricht nur 26 Kinder.
Am Schluß des Schuljahres besuchen die Klasse 39 Kinder und zwar 13 Knaben und 26 Mädchen. Zwei Kinder,
Scharlotte Uhreck und Willi Kohlmetz wurden entlassen.
Im Mai / Juni 1930 wird ein neuer Elternbeirat gewählt. In den Herbstferien bekam die Schulstube einen neuen Anstrich.
1931 / 1932
Das neue Schuljahr begann am 14. April. Neu eingeschult wurden
4 Kinder: 2 Knaben und 2 Mädchen.
In der Oberstufe sind 10 Mädchen 4 Knaben.
In der Grundschule sind 16 Mädchen 10 Knaben.
Gesamtzahl der Kinder: 26 Mädchen 14 Knaben
40 Kinder
Im Sommerhalbjahr hatten wir zwei Feiertage:
Am 29. Juni gedachten wir des Freiherrn vom und zum Stein, dessen 100 jähriger Todestag an diesem Tage war. Auch anlässlich des Verfassungstages wurde dieses großen Staatsmannes gedacht, der durch sein großes Reformationswerk die Vorbedingung schuf, daß in allen Preußen der Wille zur Freiheit und zum Wiederaufstieg geweckt wurde. Auch den Grundstein zu unserer heutigen Reichsverfassung hat er gelegt. So war es selbstverständlich, daß am 11. August Freiherr v. Stein und die Reichsverfassung gefeiert wurde.
Leider war am 11. August regnerisches Wetter, die Reichsjugendwettkämpfe mussten deshalb am 26. Aug. in Zaatzke abgehalten werden. Die Hindenburg Urkunde bekam Irmgard Siebert (Vorkl.) mit 48 Punkten, 4 andere Urkunden bekamen aus der Vorklasse: Waldemar Lahn (57- 1930 Hindenburgurkunde), Otto Reinsch (43), Scharlotte Piemeyer (45), Anneliese Strücker (44 Punkte).
Bild 2 1 einfügen
Reichsjugendwettkämpfe in Zaatzke
_______Am 11. Aug. 1930_______
Es nahmen 19 Kinder an den Wettkämpfen teil. Die geringste Punktzahl war 13, die Durchschnittszahl 31,4 (Pflicht 40).
Bild fehlt
Schulneulinge 1931:
Harry Zick, Dietrich Hader, Maria Buchholz, Edelgard Bock
Das Wetter war im Sommer recht schlecht. Es kam kein größere Ausflug zustande. Erst kurz vor den Herbstferien konnte das Schulfest gefeiert werden. Mit Musik, bunten Kränzen usw. zogen wir am 15. Sept. die Dorfstraße entlang. Vor dem Schulhaus erfreuten sich die Eltern am Spiel der Kinder. Abends wurde ein Fackelzug veranstaltet. Am anderen Tag gab es die Herbstferien.
Am 8. Mai wurde mit den größeren Kindern der Zirkus Hagenbeck besucht, der in Wittstock gastierte. Das war eine Freude die Löwen und Bären, Elefanten und Kamele und manches andere wilde Tier zu sehen.
Am 29. Juni wurde eine Gedenkfeier veranstaltet, anlässlich des 100. Todestages der Freiherrn vom und zum Stein, des großen Staatsmannes, der durch seine Reformen die Freiheit Preußens und Deutschlands vorbereitete. Seine Gedanken sind auch in unserer Reichsverfassung verwirklicht und deshalb wurde auch seiner am 11. August, in der Verfassungsfeier, gedacht.
Noch eines großen Deutschen wurde im Schuljahr 1931/32 gedacht. Am 22. März jährte sich der Todestag Johann Wolfgang von Goethe zum 100sten Male. Deshalb wurde sein Dichten und Denken in der Schule behandelt, der 22. März aber festlich begangen.
Zum Weihnachtsfest leitete eine Adventsfeier am 29. November, veranstaltet von der Frauenhilfe und der Schule. Am Nachmittag fand eine Arbeitsausstellung statt, die großen Anklang fand. Seit dem Herbst arbeiteten die Mädchen 77 Stücke (Bügel, Untertaille, Schürzen, Nadelkissen, Taschen und Taschentuchbehälter, Untersätze, Topf- und Seiflappen, Kaffeemützen und Kissen), die Knaben 29 (Bilder, Kalender). Die Arbeiten wurden abends verlost, um unsern Klassenschrank abzahlen zu können,
Am 23. 12. fand dann die Weihnachtsfeier statt. Wieder wurden Gesänge, Gedichte und kleine Weihnachtsspiele geboten. Ruprecht kam diesmal nicht, da die Zeiten zu schwer sind. Trotzdem waren Kinder und vor allem unsere Gäste befriedigt.
Der Gesundheitszustand war befriedigend. Größere Krankheitserscheinungen traten nicht auf. Am Todestag unserer Lieselotte Gießel im Februar legten die Kinder an ihrem Grabe einen schlichten Tannenkranz nieder.
Adventsfeier
29.11.31
Gemeins. Ges. Wie soll ich dich empfangen
Begrüßung
Vorspiel
Ges.Macht hoch die Tür
Ged.Advent- Heilige Tage
Ansprache
Ged.Advent
Ged.Sei willkommen
--------------- Kaffeepause ---------------
Ges.Tochter Zion
Ged.Advent- Vor Weihnachten
Besuch beim Weihnachtsmann
Ged.Weihnachtsbäckerei
Pfefferkuchen backen
Gemeins. Ges. Mit Ernst, o Menschenkinder
___________________
Weihnachtsfeier
am 23.12.1931
Ges.Macht hoch die Tür
Ged.Weihnacht
Ges.Süßer die Glocken
Ged.Weihnachtsabend
Weihnachten
Ges.Auf Bethlehems Fluren
Auf dem Weihnachtsmarkt (Spiel)
Ges.Es ist ein Ros' entsprungen
Ged.Weihnachtstag
Am Weihnachtsabend
Ges.Stille Nacht
________________________
Weihnachtsmann u. Christkind
Ges.Alle Jahre wieder(die Kleinen)
Ged.Weihnachtspost - Knecht Ruprecht - Nikolaus
Ges.Ihr Kinderlein kommet
Ged.Nikolaus - Heiligabend - Ruprechtsspruch.
Ges.Morgen kommt der Weihnachtsmann.
Das Teufelchen im Ruprechtsland (Spiel)
Ges.Oh du fröhliche
Ostern 1932 wurden zwei Mädchen: Irmgard Jakob und Helene Idzack entlassen.
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Für das Dorf war von Bedeutung, daß es durch die Opferfreudigkeit der Gemeindemitglieder ermöglicht wurde, ungefähr 2.500 M aufzubringen. Dafür wurde ein Heldendenkmal auf dem alten Friedhof errichtet. Der alte Friedhof aber würdig hergerichtet.
Bauliche Veränderungen oder Verbesserungen wurden nicht ausgeführt. Seit 1928 wird in den kirchlichen und Gemeinde- Vertretungen der Neubau des Wirtschaftsgebäudes erörtert. Die Reg. Bauräte aus Wittstock u. Potsdam halten ihn nach eigener Besichtigung hinsichtlich des Fehlens einer Waschküche und des furchtbaren Zustandes der Abortanlagen für nötig. Die Gemeinde vermag aber die 1800 Rm! selbst nicht herbeizuschaffen, trotzdem die Regierung den staatlichen Zuschuß für 1931/1932 zugesichert hat. Jetzt soll die Aufbringung der 1800 M doch noch ermöglicht werden. Ob die Regierung jetzt den Staatszuschuß für 1931/1932 auch noch gewährt? Ich hoffe es; es ist aber traurig, festzustellen zu müssen, daß so notwendigen Angelegenheiten so wenig Verständnis entgegengebracht wird.
(Zeitungsausschnitt)
Wernikow, 7. Juli. (Weihe.) Hier fand die Weihe des Ehrenmals für die Gefallenen des Krieges der Gemeinde statt. Schon immer wollten die Gemeindemitglieder ein sichtbares Zeichen ihres Dankes und ihres treuen Gedenkens für ihre Helden errichten. Nun steht es. Inmitten des Dorfes auf dem alten Friedhof erhebt sich das Ehrentor:
"Unseren Helden zum ehrenden Gedächtnis".
Dieses Tor aus Granitblöcken wird mit dem alten Kirchlein ein Ganzes bilden. Der Friedhof, im nächsten Frühjahr neu angelegt, wird beide verbinden. Zur Weihe des Ehrenmals hatten sich die Gemeinde und die Vereine im Gotteshaus versammelt, um der Festpredigt ihres Pfarrers zu lauschen:
"So diese werden schweigen, werden die Steine schreien."
Das Denkmal wird uns mahnen, die Toten, deren Namen in Marmorplatten am Ehrenmal eingegraben, unser Vaterland und unsern Gott nicht zu vergessen. Still begab sich danach die Gemeinde an das Tor, um es zu weihen.
"Den Gefallenen zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung".
Die Namen der Gefallenen wurden verlesen. Unter Glockengeläut sammelte sich alles in einem stillen Gebet, dem das Lied vom guten Kameraden folgte. Gemeinde, Vereine und die Angehörigen der Toten legten ihre Kränze mit Worten treuen Gedenkens an dem Ehrenmal nieder. Die Weihestunde wurde beendet mit dem Liede: "Wir treten zum Beten vor Gott, den Gerechten"
1932 / 1933
Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden aufgenommen 3 Mädchen und 2 Knaben.
Oberstufe11 Mädchen, 5 Knaben
Grundschule17 Mädchen10 Knaben
Gesamtzahl28 Mädchen15 Knaben
43 Kinder
Im Laufe des Schuljahres kamen noch 2 Mädchen hinzu, so daß am Ende des Schuljahres 45 Kinder die Schule besuchen.
Ostern 1933 werden entlassen: 2 Knaben u. 2 Mädchen.
Georg Buchholz, Hubert Göske, Margarete Schmidt,
Scharl. Piemeyer.
Der Gesundheitszustand der Kinder war befriedigend, nur in den Monaten Januar - März fehlten Kinder häufiger; es handelte sich aber nie um ernsthafte Krankheitsfälle. Um unsere Heimat kennen zu lernen, führten uns einige größere Ausflüge hinaus:
Am 26.4. durchstreiften wir den Wittstocker Wald und folgten der Dosse ein Stückchen ihres Laufes.
Am 26.8. war unser heimischer Wald Zaatzke - Wulfersdorf unser Ziel. Auch die ersten Jahrgänge nahmen wir mit. Die großen Kinder erreichten mit dem Rade Sewekow - Dranse und die Seen in der Nähe. (15.9.)
Ein Ausflug in die Provinz Brandenburg ermöglichte uns der Filmstreifen "Die Provinz Brandenburg", der im "Astoria" in Wittstock am 2. Nov. für die Schulen gezeigt wurde. Festliche Tage in der Schule waren am 11. August die Verfassungsfeier, am 13. Oktober die Geburtstagsfeier unseres Reichspräsidenten von Hindenburg, am 31. Oktober das Reformationsfest und am 21. Dezember die Weihnachtsfeier, die wieder für die Eltern und Freunde der Kinder im Saale öffentlich stattfand.
(Die Eintragungen von 1933 bis 1945 wurden auf Anordnung der Besatzungsbehörde entfernt)
Schulgeschichte Wernikow