Unsere Kirche
Zur Jahrtausendwende mehren sich die baulichen Mängel.
Das Dach der Apsis weist ein großes Loch auf, das nur notdürftig mit einer Plane abgedeckt werden konnte. Auch das Dach des Kirchenschiffes ist undicht. Mit Wassereimern versucht man größeren Schaden zu vermeiden. Am Turm fallen Gesimssteine herunter. Es muss etwas passieren!
2009 wird in einer Einwohnerversammlung über das weitere Schicksal der Kirche diskutiert und mit großer Mehrheit für die Sanierung der Kirche mit der Rekonstruktion des Kirchturms nach historischem Vorbild gestimmt. Das Architekturbüro Kannenberg wird beauftragt.
Der Heimatverein "Alte Schule" Wernikow e.V. gründete eine Initativgruppe unter Leitung von Klaus Mundt, Petra Mauf und Hans-Heinrich Grünhagen. Nun musste man sich in die Materie einarbeiten. Eine Mammutaufgabe. Sie knüpften den Kontakt zum Architekturbüro Kannenberg. Ein sehr kompetentes und engagiertes Team, dass uns für dieses Projekt mögliche Förderwege aufzeigte.
Zunächst wurde ein Logo entwickelt, dass die Botschaft transportieren soll: Wernikow engagiert sich für seine Kirche! Es war auf allen Anfragen zu finden und hängt seither am Eingang der Kirche für jeden sichtbar. Der Gesamtkirchenrat stimmte dem Vorhaben zu. Der "Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg" unterstützte uns ideell und materiell. 2011 wird das Gelände rund um die Kirche von den Wernikowern aus dem Dornröscheschlaf erweckt. Wildwuchs wurde entfernt und Gehölze erhielten den nötigen Pflegeschnitt. Die Kirche im Ortskern ist unser schützenswertes Denkmal und geistlicher und kultureller Treffpunkt. Ein bauhistorisches Gutachten bringt 2011 eine Sensations ans Tageslicht. Die dendrochronologische Untersuchung einer Sturzbohle im Altarblock ergab, dass die Kirche um 1250 gebaut wurde. Damit ist sie die älteste Feldsteinkirche in der Prignitz. Bestätigt wurde dies durch den Fund des Reliquiengrabes in einer Altarnische mit dem Weihesiegel der Kirche. Einmalig für Brandenburg!
Die Arbeit am umfangreichen Förderantrag aus dem LEADER-Programm läuft unterdessen auf Hochtouren. Die Zeit drängt, denn der Stichtag der Abgabe rückt näher. Das Architekturbüro Kannenberg rotierte. Meisterstück dabei war die Erlangung der Baugenehmigung in nur 4 Wochen! Pünktlich fertig - jedoch schon 3 Wochen später die Absage. Die Enttäuschung bei den Wernikowern ist groß. Frau Kannenberg ermutigte uns, nicht aufzugeben. Man muss andere Wege gehen, kleine Schritte...
Die Jugendbauhütte Berlin-Brandenburg nimmt 2012 und 2013 die dringensten Sanierungsarbeiten an der Apsis in Angriff. Das Loch im Dach war bis dahin nur notdürftig mit einer Plane abgedeckt.
Inzwischen ging bei vielen Gelegenheiten die "Spendenbüchse" herum.
Beim Tag des offenen Denkmals mit Wernikower Musikern, bei den Konzerten "Himmelston und Erdenklang" in der Kirche, bei Dorffesten und sogar beim Mittagsstopp bei der "Tour de Prignitz" 2014. Einzig für diesen Zweck ließen die Landfrauen eine Keksform als Kirche fertigen. Etwa 1.000 Kekse wurden gebacken, verziert und verpackt. Die kostümierten Landfrauen reichten den ankommenden Radlern diese einmaligen Kekse und sammelten nebenbei Spenden.
Über Beiträge in einschlägigen Zeitschriften erreichten uns auch Spendengelder von weither. Überall wurde die Werbetrommel für die Initiative gerührt. Mit neuem Mut und wiederum viel Arbeit wurden 2014 erneut die Antragsunterlagen zusammengestellt und eingereicht. Diesmal war der Antrag von Erfolg gekrönt. Im November hielt Klaus Mundt den Fördermittelbescheid in Händen. Riesenjubel!! 225.000 Euro aus dem LEADER - Programm. Der Eigenanteil von 130.000 Euro kam zum größten Teil aus der Gesamtkirchengemeinde und der Verpächtergemeinschaft "Windpark Wernikow". Ein weiterer Teil kam von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, von IDEA Deutschland (im Denkmalschutz engagierte Ärzte und Apotheker), von der Gemeinde Heiligengrabe und den bisher gesammelten Spenden. 50.000 Euro kamen durch die Bemühungen der CDU Landtagsabgeorneten
J.Redmann und dem Bundestagsabgeordneten S. Steineke aus dem Sonderprogramm "Baukulturelles Erbe" vom Bund. Unseren herzlichsten Dank an in dieser Sache.
Eine große Herausforderung für Planungsbüro und Handwerksbetriebe war nun der Fertigstellungstermin August 2015. Nur 9 Monate blieben von der Auschreibung bis zur tatsächlichen Umsetzung und Abrechnung. Verschiedene Gewerke mussten ihre Arbeit nach Vorgaben des Denkmalschutzes verrichten und untereinander abstimmen. Das heißt oftmals einen erhöhten Arbeitsaufwand, schwer zu kalkulieren.
Am 4. Juni 2015 wurde die Andacht zum Baubeginn gehalten. Das Turmrichtfest feierten wir am 24. Juli 2015. Viele Wernikower verfolgten, wie der letzte Nagel von Pfarrer Björn Borrmann ins Holz der Dachkonstruktion geschlagen und der Richtspruch verlesen wurde. Bei einem Gläschen Sekt und Bratwurst konnten sich jeder vom Fortschritt der Bauarbeiten an unserer Kirche überzeugen.
Die Bekrönung des Kirchturms wurde mit einem Festgottesdienst am 13.September 2015 gefeiert. Pfarrer Björn Borrmann, Pfarrer Markus Seefeld und Superintendent Matthias Puppe sowie der Bläserchor unter der Leitung von Uwe Melitzky führten durch die Zeremonie. Viele Gäste von nah und fern waren angereist. Aufmerksam lauschten alle der erfrischenden Predigt von Pfarrer Borrmann. Zur Bekrönung gehörte natürlich auch das Befüllen der beiden Zeitkapseln. Als "Zeugnisse" unserer Zeit wurden beispielsweise Unterlagen zum Bau, die Einwohnerliste, Werbemittel von der Kirche und Münzen in die beiden Behälter gelegt. Dann verschloss man sie.
In einem Baukorb, der mit einem Kran an die Kirchturmspitze in 31 m Höhe gehoben wurde, deponierte Herr Müller die Zeitkapseln in der Kugel auf dem Kirchturm. Es folgten Dankesworte an die Handwerker für die großartige Ausführung. Ein herzliches Dankesschön für Engagement, für Fleiß und Mühe an das Planungsbüro, der Initiativgruppe und natürlich an alle Spender und Geldgeber. Anschließend konnte jeder bei Kaffee und Kuchen den Dompfaffen und dem Bläserchor aus Heiligengrabe lauschen. Für Kinder gab es Spaß und Spiel.
Die Sanierungsarbeiten an der Kirche sind aber damit lange nicht beendet. Das Fundament muss trocken gelegt werden, einschließlich der Herstellung eines bautenförderlichen Geländeprofils. Die Wiederherstellung der Fenster ist erforderlich.
Der Innenraum muss renoviert werden und die Hollenbach-Orgel bedarf einer Reparatur.